Whisky Welt Weit
Nimm mir die etwas erzwungene www Anspielung in der Überschrift bitte nicht übel. Manches drängt sich halt irgendwie auf. Nach den beiden Beiträgen zu außergewöhnlichen Whiskys bleiben wir quasi beim Reisen.
Wer hat’s erfunden? Nein nicht die bekannten Schweizer Kräuterbonbon Hersteller. Wir bleiben hier doch beim Thema Whisky. So ganz ist nicht klar, ob jetzt tatsächlich die Schotten, oder die Iren den Whisky erfunden haben. Sie streiten sich noch heute darüber und ich werde dieses Thema noch in einem späteren Blogeintrag beleuchten. Was jedoch klar ist, seit seiner Erfindung hat der Whisky einen weltweiten Siegeszug erlebt, der seinesgleichen sucht.
In diesem Artikel will ich darauf eingehen, wo Whisky weltweit hergestellt und konsumiert wird. Ich bin mir sicher, dass wir da auf ein paar unbekannte Fakten stoßen werden.
Die Ursprünge
Die Erfinder sind klar die Schotten bzw. die Iren. Hier wurde zum ersten Mal in der Geschichte Getreide gebrannt, in Holzfässern gelagert und Whisky genannt. Diese beiden Länder stellen gemeinsam mit Abstand am meisten Whisky weltweit her. Wobei Schottland doch deutlich mehr produziert, als Irland. Für sich gestellt, wäre Irland ungefähr auf Platz Fünf, Schottland noch immer Nummer Eins. Der pro Kopf Konsum jedoch ist geringer als in vielen anderen Ländern. Und hier ergibt sich schon eine Schwierigkeit. Wir haben verschiedene Blickwinkel. Sehen wir uns nun den pro Kopf Konsum an, oder die Herstellung. Da ich hier keinen wissenschaftlichen Blog betreibe, aber auch nicht zu vage bleiben will, versuche ich beides in Einklang zu bringen. Ich beziehe mich auf diverse Statistiken und Grafiken, die aber teilweise auch schon aus dem Jahr 2014 sind.
Die Produktion in Schottland deckt ungefähr 40 % der weltweiten Herstellung ab. Der pro Kopf Konsum im gesamten Vereinigten Königreich liegt jedoch lediglich bei 1,25 Litern Whisky pro Jahr was Platz 7 in der Trinkstatistik ergibt. Das ist doch ein schöner Fakt, da die Schotten so mehr exportieren und wir in den Genuss von Whisky kommen.
Irland war in vergangenen Zeiten der weltgrößte Whiskyproduzent. Es erfolgte jedoch ein Niedergang, der in Handelsembargos, der Prohibition und der Abstinenzbewegung begründet liegt. Erst langsam erholt sich der Whiskystandort Irland von diesen Schlägen und wacht seit dem vergangenen Jahrzehnt aus seinem Dornröschenschlaf auf. Die beiden Ursprungsnationen sind somit gleichzeitig die Länder, die am meisten Whisky weltweit produzieren. Getrunken wird in Irland auch nur geringfügig weniger Whisky als in Schottland. Nämlich 1,24 Liter pro Kopf und Jahr. Platz 8.
Die USA
Die Vereinigten Staaten Amerikas waren lange Zeit das Traumland der schottischen und irischen Auswanderer. Die Einwanderer haben dann auch Kenntnisse zur Herstellung von Alkohol und Whis(e)y mitgebracht. Die Ostküste war der Startpunkt der Besiedlung Amerikas und somit auch das Einfallstor der Einwanderer und der Sitz großer amerikanischer Distillerys. Da in den USA anderes Getreide wächst, als in Schottland oder Irland beheimatet ist, haben die Amerikaner eher auf Roggen und Weizen gesetzt, als auf Gerste.
So entstand der Bourbon Whiskey. Obwohl Amerika so groß ist, hat die Produktion Schottland und Irland noch nicht überholt und liegt auf dem dritten Platz der Produzenten. Ein Grund dafür ist die Prohibition. Aber wie in Irland auch, erkennt man einen eindeutigen Trend nach oben. Die Produktion wird immer weiter gesteigert.
Während es in Schottland sehr viele verschiedene Distillerys gibt, konzentriert sich die Whiskeyproduktion in den USA auf ungefähr ein Dutzend große Brennereien. Diese fertigen aber viele unterschiedliche Sorten. Ein Beispiel hier ist Buffalo Trace. Die Distillery fertigt unter anderem den Buffalo Trace Whiskey, Eagle Rare, George T. Stagg, den legendären Pappy Van Winkle oder Old Rip Van Winkle. Es wird auch einen Blogeintrag geben, der sich mit dem Thema Bourbon auseinandersetzt.
Auch beim Whisk(e)y pro Kopf Konsum liegen die USA mit 1,41 Litern auf dem dritten Platz. Eine konstante Bronzemedaille ist doch auch was Tolles.
Kanada
Überraschend für mich ist der vierte Platz der weltgrößten Produzenten. Hier folgt ein Land, dass ich zwar schon besucht habe, von dessen Whisky Geschichte ich aber nichts weiß. Denn auch nach Kanada haben die Einwanderer das Wissen über die Herstellung von Whisky gebracht.
Canadian Whisky verdankt seinen Aufstieg der Prohibition in den USA. Die Amerikaner waren trotz des allgemeinen Alkoholverbots durstig. Es durfte aber nur noch sehr wenig einheimischer Whiskey produziert werden und das dann hauptsächlich für medizinische Zwecke. Da war es praktisch, dass der nördliche Nachbar noch Alkohol herstellen durfte. Der Schwarzhandel boomte und die Produktion in Kanada stieg. Warum Kanadischer Whisky jedoch heute eher ein Geheimtipp ist, muss ich noch recherchieren. Vielleicht folgt hier noch ein weiterer Beitrag zum kanadischen Whisky. Die Kanadier exportieren auch mehr, als sie selbst trinken. Sie sind auf Platz 10 im pro Kopf Konsum und zwar mit 1,19 Litern Whisky pro Jahr.
Japan
Nummer fünf liegt auf der anderen Seite der Welt und ist auch eher wenig bekannt. Die Whiskyherstellung Japans ist noch nicht so tradiert, wie die in Schottland, Irland oder den USA. Der Aufstieg des Japanischen Whisky ist zum größten Teil einem Mann zu verdanken. Taketsuru Masataka hat in Schottland studiert und in verschiedenen Distillerys sein Handwerk gelernt. Er ging dann zurück nach Japan und begann nach schottischer Tradition Whisky zu brennen.
Die Qualität des Whiskys ist also mit der des Schottischen vergleichbar. Auch die geographische Lage ist der Schottlands teilweise sehr ähnlich. Beste Voraussetzungen also ein qualitativ gutes Produkt herzustellen. Anfang der 2000er kam der japanische Whisky langsam in die Gläser der weltweiten Whiskytrinker und fand dort große Beachtung. Es öffnen auch in Japan immer mehr und neue Distilleries. Japanische Whiskys sind weltweit so beliebt, dass sie großteils exportiert werden und in Japan selbst kaum verfügbar sind. Aber auch in anderen Ländern sind japanische Whiskys nur noch schwer erhältlich. Konnte ich meinen Chichibu vor fünf Jahren noch problemlos in Fachgeschäften oder online kaufen, ist es jetzt ohne Verlosungsglück ein Ding der Unmöglichkeit an begehrte Einzelfassabfüllungen der Marke zu gelangen.
Im Trinken sind die Japaner allerdings nicht so groß wie in der Produktion. Sie liegen mit 0,78 Litern Whisky nur auf Platz 16.
Indien
Ein wahrer Exot ist auf dem sechsten Platz. Schaut man aber genauer, ist es auch hier kein Wunder, dass die Whiskytradition in diesem Land lang ist. Indien war lange Zeit eine englische Kolonie. Auch die Bevölkerungszahl spricht dafür, dass Indien in der Statistik der Hersteller auftaucht. Allerdings ist der Whisky hier im engeren Sinne nicht der klassische Malt, sondern wird oft aus einer Melasse auf Basis von Zuckerrohr hergestellt. Es gibt allerdings auch Single Malt Produzenten und sehr viele Hersteller von Blends auf dem Markt. Quantitativ ist Indien sogar der größte Whisk(e)y Markt der Welt. Es wird aber deutlich weniger exportiert, als aus den anderen genannten Ländern.
Mit 1,24 Litern liegt Indien im Konsum gleichauf mit Irland auf Platz 8
Der Rest der Welt
Nun gibt es noch sehr viele weitere Länder, die Whisky produzieren. In Europa sind hier unter anderem Deutschland und Schweden zu nennen. Auch gibt es Whisky aus Australien und Neuseeland oder Taiwan. Die Schotten und Iren haben es also geschafft die ganze Welt mit dem Whisky-Virus anzustecken.
Und wo wird denn nun am meisten Whisky getrunken? Auch das lässt sich belegen und sorgt für Überraschungen. Die Franzosen liegen weltweit mit 2,15 Litern Whisky pro Kopf und Jahr auf Platz 1. Dicht gefolgt von Uruguay mit 1,77 Litern. Zwei Nationen also, die selbst keine Tradition in der Whiskyherstellung haben. Platz 3 habe ich schon erwähnt. Das sind die USA.
Spannend finde ich in der Statistik ein muslimisch geprägtes Land. Die Vereinigten Arabischen Emirate mit 1,27 Litern pro Kopf auf Platz 6.
Fazit
Beginnend in Schottland und Irland hat Whisky mit der Auswanderungswelle und Kolonialisierung einen weltweiten Siegeszug begonnen. Obwohl beide Länder größentechnisch deutlich kleiner sind als die USA und Kanada, liegen sie in der Produktion vor ihnen. Das einzige Land, das sich ohne englische Einwanderungs- oder Kolonialisierungsgeschichte in den Top Sechs der weltweiten Produzenten behauptet, ist Japan. Obwohl Bourbon und sonstiger amerikanischer Whiskey unter Single Malt Liebhabern eine untergeordnete Rolle spielt, ist er weltweit gefragt. Ebenso der kanadische Whisky, mit dem ich mich etwas genauer befassen will.
Deutschland ist im weltweiten Vergleich ein sehr kleines Licht und muss meiner Ansicht nach qualitativ auch stark aufholen. Im pro Kopf Konsum sind wir auch auf einem der hinteren Plätze. Nur 0,45 Liter werden hier getrunken.
Hast du schon Whisky aus den Ländern getrunken? Was war es und wie hat er dir geschmeckt? Oder weißt du etwas zu kanadischem Whisky und kannst meine Wissenslücken hier füllen? Schreib mir auf markus@whisky-wissen.de