Whisky Village 2022
Vor kurzem habe ich in Vorfreude auf das diesjährige Whisky Village eine Zusammenfassung der letzten Messe vor zwei Jahren geschrieben. Heute will ich euch von der Messe 2022 berichten und ich kann euch jetzt schon sagen, es hat sich gelohnt. Nach zwei Jahren eingesperrt sein, Verboten von Menschenmengen und Abstandsgebot, Masken und unterschwelliger COVID-Angst war es quasi ein Befreiungsschlag. Damit will ich nicht die Maßnahmen zur Unterbindung von Infektionen schlecht reden, diese hatten ihren Sinn, ich will einfach betonen, dass ich mich nach Kontakten gesehnt habe.
Also nimm dir ein schönes Glas Whisky und rekapituliere mit mir den Messebesuch von 2022. Vielleicht warst du ja auch vor Ort?
Was das Whisky Village ist, habe ich im letzten Bericht schon beschrieben, deshalb schreibe ich jetzt nur meine Eindrücke auf.
Freitag
Wie schon beim letzten Besuch hatten wir wieder das pre opening Ticket und konnten die Messe schon am Freitag besuchen. Ein VIP Ticket gab es dieses Jahr allerdings nicht, was aber nach der Enttäuschung von 2020 kein Problem war.
Einen COVID bedingten Ausfall hatte unsere Gruppe leider zu beklagen.
Um pünktlich zu Messestart anwesend zu sein, fuhren wir im Schneegestöber gegen 11:30 Uhr los. Wer hätte gedacht, dass es nochmal schneit. Das Wetter zeigte sich wirklich von seiner schlechtesten Seite. Nachdem am Wochenende zuvor noch eitel Sonnenschein und T-Shirt Wetter herrschte, waren jetzt Schneegestöber und kalte Temperaturen angesagt. Aber davon ließen wir uns nicht entmutigen. Ohne Stau und größere Schwierigkeiten kamen wir um 14 Uhr in Nürnberg an und haben bei einem guten Essen erstmal eine Grundlage für den Messebesuch gelegt.
Gegen 16 Uhr liefen wir dann auf das Messegelände, wo unser Impf- oder Genesenenstatus geprüft wurde. Das hat uns allen ein orangenes Bändchen beschert und Zugang zum inneren Bereich gewährt. Einige Minuten bis zur Öffnung um 17 Uhr mussten wir noch aushalten, die haben wir aber auch noch überstanden. Kurz vor 17 Uhr wurden die Türen in die heilige Halle geöffnet und wir sind losgestürmt, um vorher ausgewählte Stände und Raritätenabfüllungen zu besorgen.
Da die Standnummern auf dem Messeplan sich teilweise wiederholt haben und nur durch die vorgestellten Buchstaben zu unterscheiden waren, liefen wir prompt erstmal an den falschen Stand. Und das in nüchternem Zustand. RM24 ist eben nicht WM024 und statt japanischem Whisky, der im Rumfass nachgereift ist, gab es da nur Rum. Das war zwar knapp dran, aber doch vorbei. Aber vielleicht können die Abfüller nächstes Jahr ja einen Rum im japanischen Whiskyfass nachreifen lassen. Das wäre doch mal was!
Von unserem Irrtum ließen wir uns nicht entmutigen, gingen doch zum richtigen Stand von JB Trade und holten unsere ersten Flaschen und das erste Sample zum Probieren ab. Mit etwas Flüssigkeit im System ist uns ein solcher Fehler auch nicht wieder passiert.
Der nächste Stand mit einer interessanten Abfüllung war dann gleich um die Ecke die Islay Cask Company. Diese hatte einen 26-jährigen Secret Islay Whisky mit Finish im Rotweinfass. Da an diesem Stand noch nicht so viel los war, konnten wir uns gut mit den Leuten unterhalten. Der Abfüller weiß selbst nicht was in dem Fass war und musste es blind kaufen. Aber Glück gehabt, der Whisky schmeckt echt lecker und das Sample hat mich bekräftigt, hier auch gleich eine ganze Flasche davon zu kaufen. Ein schön ausbalancierter Islay Whisky mit Frucht- und Tee-Noten. In einem Tasting habe ich mal gehört, dass Tee ein Zeichen für einen alten Lagavulin ist, 100% sicher bin ich mir jedoch nicht. Es könnte auch ein alter Laphroaig gewesen sein. Aber blind raten ist immer schwer.
Als der Einkauf getätigt war, ging es an den Stand, der beim vorigen Messebesuch das absolute Highlight war. Jack Wiebers bzw. Jumping Jack Production. Unsere Gruppe hatte sich zu Beginn gleich aufgeteilt, aber an dem Stand trafen wir uns alle wieder. Jack Wieber hatte wieder zwei schöne Abfüllungen für die Messe im Gepäck, einen 28-jährigen Caol Ila in einer handgeblasenen Flasche und einen 10-jährigen mysterious south coast islay Whisky. Hier tippe ich auch auf einen Lagavulin. Da beide Flaschen von Hand gelabelt wurden und ein paar Leute von unserer Gruppe vor mir waren, musste ich etwas warten, bis ich an der Reihe war. Um nicht Gefahr zu laufen, besondere Abfüllungen sausen lassen zu müssen, haben Daniel und ich ausgemacht, dass er zum Stand von The Whisky Cask geht und dort einen 20-jährigen Bowmore für uns kauft, während ich bei Jack Wiebers bleibe und für ihn Flaschen mitbestelle.
Gesagt, getan und wir beide kamen an das ran, was wir wollten. Er hat sogar die letzten beiden Flaschen vom Bowmore ergattert, Glück gehabt. So geht Teamwork.
Am Stand von Jack Wiebers kamen wir ins Gespräch mit Lau. Einem Original aus Holland und ein großer Sammler von Banff Whisky. Der Typ war super, hatte tolle Geschichten auf Lager und auch eigene Abfüllungen. Unter anderem einen 11-jährigen Laphroaig und einen 20-jährigen Deanston. Der Deanston war für die Dead-End Bar in Aschaffenburg abgefüllt und als Lau ihn uns zum Probieren ausgeschenkt hat, musste ich gleich zuschlagen. Zum einen ist der lecker, zum anderen war ein Skelett auf dem Label. Und ich bin nun mal ein Schädel / Skelett Fan.
Weil wir uns so gut mit Lau verstanden haben, hat er uns auch noch einen anderen Whisky probieren lassen.
Nach so viel Probieren und Reden knurrte irgendwann der Magen und wir machten uns auf die Suche nach etwas zum Essen.
Hier kam dann etwas ins Spiel, das im Vergleich zur letzten Messe ein Nachteil war. Losgelöst von der Freizeitmesse war zwar die Halle größer, was den Besucherstrom etwas entzerrt hat, allerdings gab es weniger Essensmöglichkeiten.
Innen gab es zwei Essensstände, außen zwei oder drei Foodtrucks. Die Foodtrucks waren nichts Besonderes, außerdem hat es draußen noch immer stark geschneit und es war äußerst ungemütlich. Also standen wir für das Essen drinnen an. Da meine Ofenkartoffel mit Lachs ausverkauft war, habe ich mich für Irish Stew entschieden, ganz lecker. Frisch gestärkt, haben wir uns neue Gläser geholt und sind ein bisschen durch die Stände gelaufen, nur um wieder bei Jack Wieber’s zu landen. Der hatte noch eine tolle Serie im Angebot. Die Gleann Mor Spirits Company mit den Rare Find Whiskys. Bowmore, Macallan, Old Pulteney, Port Dundas und noch einige andere waren hier dabei und geschmacklich war an keiner der Abfüllungen etwas auszusetzen. Alle sehr lecker.
Glücklich, zufrieden und noch immer etwas aufgekratzt sind wir dann um kurz vor 22 Uhr zurück ins Hotel gelaufen. Und Nürnberg, was ist da los? Alle Tankstellen an einem Freitagabend geschlossen? Das kann doch nicht angehen? Wir wollten noch ein Bier. Also sind wir eben noch in die Hotelbar und haben dort den Abend ausklingen lassen.
Samstag
Nach einem leckeren Frühstück im Hotel ging es um 11 Uhr auf der Messe weiter. Den Tag haben wir entspannter begonnen, da wir alles was wir unbedingt erledigen wollten, schon am Freitag erledigt hatten. Also erstmal gemütlich die restliche Messe erkundigen. Wir sind dann gleich beim Catawiki Stand gelandet. Während wir uns mit einem der Promoter unterhalten haben, hat der andere einige sehr alte Flaschen zum Probieren ausgepackt, Springbank von 1975, Rosebank von 1990, BenRiach von 1976 und alles mehr als fair bepreist. Da musste natürlich gleich probiert werden. Dennoch konnte ich mich von dem Stand loseisen und noch ein bisschen die Messe erkundigen. Mein Ziel war ein Sample vom Lagavulin 2016 Single Cask zu finden, das hat allerdings nicht geklappt. Ich kann euch nur sagen, dass ich nie wieder zum Stand von Whiskyraritäten Langer gehen werde. Der Typ da war unfreundlich und das tu ich mir nicht an. Da gibt es andere Stände mit leckeren Sachen und freundlichen Leuten, wo man gern stehen bleibt und ein Schwätzchen hält.
Beim österreichischen Whisky Club konnte ich dann einen anderen leckeren Lagavulin probieren, bevor ich wieder am Catawiki Stand gestrandet bin. Die Mund zu Mundpropaganda in unserer Gruppe hat auch funktioniert, da sich inzwischen fast jeder von uns dort eingefunden hat. In der Nähe des Stands haben wir es uns dann in einer Sitzecke gemütlich gemacht und eine Kleinigkeit gegessen.
Mittags hatten wir noch ein Masterclass Tasting von Nc’nean. Hier konnten wir 4 verschiedene Whiskys probieren. Der Standard Whisky war ganz gut trinkbar, aber es waren keine Highlights dabei. Dennoch war das Tasting lustig, da ein betrunkener Nc’nean Fanboy mehrfach laut in den Vortrag vom Brenner reingerufen hat. Nc’nean stellt den ersten nachhaltigen Whisky Schottlands her, was ich für eine sehr gute Idee halte. Und vielleicht kommen irgendwann ja ein paar richtig leckere Abfüllungen auf den Markt.
Nach dem Tasting ging es zurück zur Messe und wir sind wieder am Jack Wieber’s Stand hängen geblieben. Hier kam ich mit Greg, dem Spirits Manager von Gleann Mor ins Gespräch, der einige tolle Whiskys in Edinburgh auf Lager hat. Ich bin schon sehr gespannt wann die Abfüllungen auf den Markt kommen. Ein lustiger Typ, bei dem ich mich melden werde, wenn ich in Schottland bin. Vielleicht gibt es ja dann eine Führung durch das Fasslager und ein paar Probiererle. Der hat dann auch das Rätsel des Tages lösen können. Was soll man nach dem 27-jährigen Macallan aus der Rare Finds Reihe überhaupt noch trinken? Der hat alles auf der Messe getoppt. Greg meinte dann irgendwann, dass er es jetzt weiß. Einfach wieder den Macallan trinken. Gute Idee!
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Lau, ging es dann gegen 17:30 zurück ins Hotel und von da aus in den Nassauer Keller zum Abendessen. Hier haben wir dann bei der Verabschiedung gemerkt, dass der Koch ebenfalls ein Whisky Fan ist. Also haben wir vereinbart, dass wir dann nächstes Jahr wieder dort essen werden und ein paar Flaschen Whisky in das Lokal bringen werden. Ich freue mich drauf.
Fazit
Der Messebesuch war das Highlight der letzten beiden Jahre. Es war wie ein Schlusstrich unter die triste COVID Zeit und der Start in eine gewisse Normalität. An den ersten beiden Messetagen war zwar noch Maskenpflicht, aber an den Ständen herrschte doch aus Platzgründen kein Abstand und da man am Glasinhalt gerochen hat, waren dort auch keine Masken im Gesicht. Die hatten wir nur auf den Gängen auf. Sonntag gab es keine Maskenpflicht mehr, aber den Tag haben wir nicht mehr mitgenommen, sondern zur Heimreise genutzt. Niemand von uns hat sich in der Zeit mit COVID infiziert, was super ist. Hat vielleicht das Glas Whisky unter der Nase desinfiziert?
Die 9.500 Besucher in den 3 Tagen haben sich durch die größere Messehalle gut entzerrt und es war kein Gedränge, wie teilweise in 2020. Ich hoffe, dass das auch nächstes Jahr so bleibt.
An der Essensversorgung auf der Messe kann man dennoch arbeiten. Hier könnte größere Auswahl herrschen und wenn schon am ersten Abend das ein oder andere Essen dauerhaft ausverkauft ist, spricht das nicht für gute Planung seitens des Standbetreibers. Aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt in 2 Tagen voller Highlights, tollen Leuten, tollen Gesprächen und tollen Getränken. Es hat sich gelohnt und ich freue mich auf das nächste Jahr mit der gleichen Truppe. Jungs es war ein Fest.
Gibt es eigentlich auch Whisky interessierte Frauen in Ulm und Umgebung? Wir haben festgestellt, dass auch einige Frauen auf der Messe waren, aber in unserer Gruppe nur Männer sind. Wenn du dich angesprochen fühlst, schreib mir eine Mail.
Warst du auf der Messe? Was waren deine Eindrücke? Schreib mir gern auf markus@whisky-wissen.de