Whisky trinken entspannt und entschleunigt

Whisky, Fakten, Spaß

Whisky trinken entspannt und entschleunigt

Entspannung

Ich weiß nicht, wie du lieber Leser deinen Whisky trinkst. Was ich mir jedoch nicht vorstellen kann ist, dass du einfach eine Flasche greifst, den Whisky in das nächstbeste Glas eingießt und ihn runterkippst. Das passt einfach nicht ins Bild vom gemütlichen Whiskytrinken. Viel eher wird es doch so sein, dass du sorgfältig auswählst was du heute trinken magst und den Whisky dann in Ruhe genießt. Es muss ja nicht ins Extreme laufen, dass du für 1 cl ungefähr eine Stunde benötigst, aber Whisky trinken heißt entschleunigen und sich Zeit lassen. Wie kann man das also für sich einrichten und was macht das aus? Ich finde in der stressigen Zeit mit Inflation, Krieg und Zukunftsangst, ist es wichtig, sich bewusst Zeit für sich und den Moment zu nehmen.

Nicht umsonst schreibe ich immer so oder im übertragenen Sinn: „Lehne dich zurück und genieße ein Glas Whisky, während du den Beitrag hier liest“. Für mich gehört Entspannung zum Genuss. In diesem Beitrag will ich dem auf den Grund gehen, warum entschleunigt das Whiskygenießen?

Die Auswahl

Je nachdem, wie viele Flaschen du zuhause stehen hast, wirst du länger oder kürzer für diesen Schritt brauchen. Wir gehen mal davon aus, dass du mehr als drei Flaschen zuhause stehen hast. Schon da kann es kompliziert werden. Was will ich denn gerade überhaupt trinken? Einen netten All Day Dram, der gut schmeckt, aber keine großen Besonderheiten hat? Vielleicht doch die Highlightflasche, die ich mir zu einem besonderen Anlass gegönnt habe? Oder etwas völlig Neues, das ich so noch nicht kenne, was ich aber ansprechend fand?

Da fängt es schon an. Ich beginne in mich reinzuhören, was mich heute wirklich interessiert. Dieses in sich fühlen und überlegen wonach einem der Sinn steht, sich bewusst Zeit für die Auswahl zu nehmen, um den passenden Tropfen zu finden, das ist schon der erste Schritt zum Runterfahren und sich dem Moment bewusst werden. Einfach mal alle anderen Gedanken beiseiteschieben und auf die Auswahl schauen. Mir wird meistens relativ schnell klar, ob es heute etwas Rauchiges oder nicht Rauchiges sein soll. Wenn diese Entscheidung gefallen ist, schränkt es die Auswahl schon ein. Jetzt geht es nur noch darum zu überlegen, ob ich eine der geöffneten Flaschen nehme, oder eine neue öffne. Aktuell bin ich gerade dabei, die geöffneten Flaschen zu reduzieren, weshalb auch die Auswahl relativ leicht ist. Und schon halte ich eine Flasche in der Hand, die zum jetzigen Moment einfach passt. Durch diese bewusste Auswahl kann nichts schief gehen und der Kopf ist im Hier und Jetzt, nicht irgendwo anders, wo er nach einem stressigen Tag an zehn verschiedenen Tätigkeiten zugleich war.

Das Einschenken

Ist die Auswahl des Whiskys getroffen, geht es ans Einschenken. Was für einen Whisky habe ich gewählt und was für ein Glas passt dazu? Ist es das 1920s Blenders Glas? Ist es ein Glencairn Glas? Oder vielleicht doch ein Tumbler? Der fällt für mich zwar zu 99 % aus, aber diese Gedanken helfen auch, sich auf den Moment zu besinnen und zu überlegen, in welches Glas passt der Whisky? Ist es ein extrem rauchiger Whisky? Dann wohl eher das Glencairn Glas, denn im 1920s Glas haut es mir den Rauch sonst mit voller Wucht in die Nase. Oder ist es ein alter, filigraner Whisky, der sich doch in dem speziellen Glas gut machen würde?

Habe ich das Glas ausgewählt, geht es ans Einschenken des flüssigen Goldes.

Die Trinkzeremonie

Liegt der Whisky im Glas, hebe ich es erstmal ins Licht. Wie sieht der Whisky eigentlich aus? Welche Farbe hat er und welche Schlieren zieht er am Glas? So können schon ein oder zwei Minuten vergehen, ehe es an den nächsten Schritt geht.

Das Riechen. Was wird meiner Nase hier geboten? Wieder besinne ich mich auf den jetzigen Moment und rieche bewusst ins Glas hinein. Meine Gedanken fangen an Assoziationen zu bilden, die zum Geruch passen. Da kann es dann passieren, dass ich mich auf einmal an der Mittelmeerküste befinde. Jetzt schreit nicht Banause, denn bisher war ich noch nicht in Schottland, dafür am Mittelmeer. Deshalb ist das die Assoziation. Von da aus geht es dann weiter zum Pinienhain, der um die Ecke steht. Die Gedanken wandern und ein schönes entspanntes Gefühl setzt ein. Es ist herrlich entschleunigend einfach einen Gedankenfaden nach dem anderen zu spinnen und ihm zu folgen. Wohin führt mich die olfaktorische Reise? Es gab schon einige tolle Orte, an denen ich allein durch das Riechen am Glas gelandet bin. Aber wir wollen ja den Whisky nicht schniefen, sondern tatsächlich auch trinken.

Deshalb kommt jetzt der erste Schluck. Auch hier besinne ich mich wieder auf das, was gerade in meinem Mund passiert. Passt der Geschmack zur Nase, oder ist es etwas ganz Anderes was da auf meine Rezeptoren einprasselt? Zieht sich ein roter Faden durch den Whisky? Damit meine ich, ob es bestimmte Geschmäcker gibt, die ich schon vorher wahrgenommen habe und die nun noch immer präsent sind. Werden sie von anderen Noten komplementiert?

Was bemerke ich noch? Brennt der Alkohol zu sehr und könnte der Whisky Wasser vertragen? Das Beschäftigen mit diesen Dingen lenkt die Aufmerksamkeit wieder auf den Whisky und weg von den Ereignissen, die während des Tages auf mich eingeprasselt sind.

Was macht der Whisky im Abgang? Ist der lang und wärmend, oder eher kurz und trocken? Auch hier könnte es wieder einen roten Faden im Sinne von durchgängig präsenten Geschmacksnoten geben.

Nach dem ersten Schluck stelle ich den Whisky wieder auf den Tisch und sinniere über die Eindrücke, die sich mir geboten haben. War es das, was ich mir von dem Whisky vorher erwartet habe? In den meisten Fällen, ja. Falls nicht, ist auch das kein Grund genervt zu sein. Es ist eben etwas anderes, worauf ich mich dann einlassen muss. Denn wegschütten wäre schade, passiert bei ganz üblen Sachen aber auch manchmal.

Es folgt der zweite Schluck. Wie hat sich der Whisky in der Zwischenzeit mit Luftkontakt verändert? Gerade ältere Whiskys benötigen Zeit, um sich zu öffnen und ihre Aromen zur Geltung zu bringen.

So wird das Glas nach und nach bewusst geleert und am Ende des Abends steht es leer vor mir.

Nun gibt es zwei Möglichkeiten. Noch einen Whisky einschenken, oder einfach mal das Glas stehen lassen, die Eindrücke des Whiskys auf mich wirken lassen und ab und zu am leeren Glas zu schnuppern. Denn auch hier verändert sich der Geruch mit der Zeit.

Fazit

Was ich dir hier beschreiben habe, ist die Art bewusst Whisky zu trinken. Gerade dieser Weg sich mit dem Glas und seinem Inhalt zu beschäftigen, ist für mich fast schon eine Art Therapie nach einem stressigen Arbeitstag.

Klar gibt es noch die Möglichkeit den Whisky runterzukippen und das in Massen, auch so setzt irgendwann Entspannung ein. Aber die ist dann dem Alkohol geschuldet und der Kopf dankt es einem am Tag darauf nicht.

Gerade beim bewussten und bedachten Trinken kann ich sehr gut entschleunigen und entspannen. Ich befinde mich genau da, wo ich bin. Im Hier und im Jetzt, weder in der Zukunft, noch in der Vergangenheit. Und das ist in stressigen Zeiten wie den aktuellen doch wichtig. Die Sorgen fallen von mir ab und mich juckt es nicht, was in den Zeitungen stand.

Aber auch das bewusste Trinken sollten wir nicht zu oft betreiben. Wir sprechen hier noch immer von Alkohol und der kann gefährlich werden. Deshalb geht bewusst mit dem Thema um und trinkt nicht bewusst jeden Abend ein oder mehrere Gläser. Diese Art der Entspannung sollte in der Woche einmalig bleiben. Es gibt auch noch andere Möglichkeiten wie autogenes Training und Meditation, Sport oder laute Musik, um abzuschalten. Finde für dich einen Weg, ich will dir mit dem Beitrag nur zeigen, dass es auch beim Whisky die Möglichkeit gibt zu entspannen und die hat wenig mit dem enthaltenen Alkohol zu tun.

Wie gehst du vor, wenn du deinen Whisky trinkst? Ist es für dich auch entschleunigend und entspannend? Schreib mir gerne auf markus@whisky-wissen.de

Noch eine Info in eigener Sache. Du hast sicherlich schon bemerkt, dass dieser Blog noch immer im Dornröschenschlaf liegt. Im letzten Beitrag habe ich geschrieben, warum. Das Buchprojekt zur Prohibition ist inzwischen fertig und liegt bei diversen Verlagen. Sollte da keiner zugreifen, werde ich es über Selbstverlag rausbringen, dann gibt es auch hier mehr Informationen. Inzwischen schreibe ich an einer direkten Fortsetzung. Die Prohibition ist beendet und mein Protagonist hat durch die Familie seiner Frau ein neues Tätigkeitsfeld gefunden. So können wir direkt miterleben, wie die moderne amerikanische Mafia entstand. Drückt mir die Daumen, dass ein Verlag anbeißt.

Das Bild zum Beitrag ist eines meiner eigenen Finishes, die an Freunde und Bekannte gingen. Mit diesen habe ich aber mittlerweile auch aufgehört.

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