Trinken oder Investieren?

Whisky, Fakten, Spaß

Trinken oder Investieren?

Trinken oder investieren?

Ein frohes Neues Jahr euch allen.

Spätestens seit es kaum mehr Zinsen auf dem Sparkonto gibt und die Inflation das Geld auffrisst, muss man sich nach alternativen Anlagestrategien umsehen. Das gute alte Sparbuch bringt es nicht mehr. Aktien sind eine Option, aber die meisten Deutschen trauen dem Aktienmarkt nicht. Mit etwas Verwunderung und Interesse habe ich vor einiger Zeit schon in diversen großen deutschen Zeitungen gelesen, dass Whisky als Geldanlage empfohlen wird. In dem Blogeintrag beschäftigen wir uns mit diesem Phänomen und ich setze mich damit auseinander, ob das wirklich sinnvoll ist.  Ich gebe hier ausdrücklich keine Handlungsempfehlungen, sondern nur Beispiele aus der Vergangenheit und meinen Erfahrungen.

Wenn du, wie ich, mehr Whisky kaufst, als du gesund trinken kannst, baust du automatisch einen Rückstand an geschlossenen Flaschen auf. Es gibt einfach zu viele spannende Abfüllungen. Die darf man nicht im Laden stehen lassen, die müssen mit nach Hause und werden dann abgestellt, bis sie getrunken werden.

Die whiskybase ist ein schönes online Werkzeug, mit dem du deine Sammlung digital auf dem aktuellsten Stand halten kannst. Du kannst auch hinterlegen was du für deinen Whisky bezahlt hast. Ein interessantes, aber nicht immer zuverlässiges Feature ist, dass du in der Base auch den aktuellen Basepreis sehen kannst. Eins vorweg: Dieser ist nicht immer der tatsächliche Marktwert, da gibt es Schwankungen. Also nimm das nicht für 100% gegeben hin. So hast du immer einen groben Überblick über deine Ausgaben für deine Sammlung und den aktuellen Basepreis. Du weißt also immer was deine Sammlung an Wert hat und ob spezielle Flaschen extrem im Wert gestiegen sind.

Unter vielen Whiskytrinkern ist es verpönt zu sagen, dass man Whisky als Investition gekauft hat. Whisky ist zum Trinken da und dieses ganze Investieren macht den Preis kaputt. An der Aussage ist auch nichts Falsches, aber man kann auch für schlechte Zeiten die ein oder andere Flasche Whisky zurücklegen und verkaufen.

Die aktuelle Situation

Whisky wird immer beliebter. Seit in den 80ern und 90ern des vergangenen Jahrhunderts viele Distillerys gestorben sind und Whisky kaum geschätzt wurde, ist viel Flüssigkeit die Brennblasen aufgestiegen. Whisky erfreut sich weltweit einer gestiegenen Nachfrage und seit einigen Jahren mischen auch die asiatischen Länder, allen voran China, im Markt mit.

Wie wir aus dem Unterricht wissen, ist die Gleichung einfach. Bei steigender Nachfrage und gleichbleibendem Angebot steigen die Preise.

Beim Whisky hat sich das zuerst so bemerkbar gemacht, dass die Preise für den Wiederverkauf von Flaschen deutlich gestiegen sind. Das waren Hype Flaschen, die selten waren und die man kaum in den Läden bekommen konnte. Der sogenannte Flaschen Flipper hat sich herauskristallisiert. Diese Leute kaufen Whisky nur, weil sie wissen, dass die spezielle Flasche gleich wieder weiterverkauft werden kann. Das auch noch deutlich teurer, als zum Einkaufspreis. Das nimmt so absurde Züge an, dass Flaschen teilweise direkt, nachdem sie von der Distillery auf der Homepage verkauft wurden, schon auf diversen Handelsplattformen zu finden sind. Bevor sie beim Händler überhaupt physisch angekommen sind.

Die Preise auf dem Sekundärmarkt sind also deutlich gestiegen. Die Distillerys sind lernfähig, sehen diese Entwicklung und denken sich, dass auch sie einen größeren Teil des Kuchens abhaben könnten. Somit erhöhen sie die Verkaufspreise ihrer Flaschen entsprechend. Es drängen immer mehr Parteien auf den Markt, die ein Stück des Kuchens abhaben wollen. Die Nachfrage gibt es her und die Preise steigen immer weiter.

Die jetzige Situation Anfang 2022 ist so, dass limitierte Abfüllungen teilweise innerhalb von Sekunden auf der Homepage der Distillery ausverkauft sind. So ging es mir mit der Arran Harmony Edition von 2021. Gefühlte 10 Sekunden bis die Seite geladen war und ich konnte die Flasche schon nicht mehr kaufen. Gleichzeitig war sie bei ebay für das Doppelte des Einkaufspreises zu finden.

In der Whiskybase werde ich aus Asien angeschrieben, dass ich eine Flasche in meiner Sammlung habe, die interessant ist und ob ich sie verkaufen würde, der Preis spielt kaum eine Rolle.

Es kommen auch immer neue Distillerys auf den Markt, die ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Das Angebot steigt zwar auch, aber da so viel abgefüllt wird, gibt es immer weniger Fässer die lange lagern können. Es wird verkauft was geht und eine schöne Geschichte um einen Whisky ohne Altersangabe gesponnen. Denn auf Geschichten fliegt der Markt auch.

Ein Beispiel hier ist der Black Art von Bruichladdich. Ein Geheimrezept des Master Distillers liegt dem Whisky zugrunde. Das hat er nur an seinen Nachfolger weitergegeben und wird nicht öffentlich bekanntgemacht. Wie der Flascheninhalt schmeckt, ist eher zweitrangig. Das heißt jetzt aber nicht, dass der Black Art schlecht ist.

Die ersten Abfüllungen waren noch für um die 150 € oder weniger erhältlich. Inzwischen gibt es die neunte Version davon und sie ist für um die 400 € im Laden gelandet. Neun Jahre nach der ersten Abfüllung. Die erste Abfüllung hat eine Wertsteigerung auf ca. 650 € hinter sich.  

Wir haben also eine Situation, in der sich nach meiner Ansicht der Markt überhitzt. Es drängen immer mehr Parteien auf den Markt, Quantität zählt mehr als Qualität und die Preise steigen kräftig.

Auch steigen die Produktionskosten in COVID Zeiten. LKW Fahrer sind knapp, Holz wird teurer, Getreidepreise steigen, Lieferketten sind eng. Der Brexit hat auf Steuern und Zölle Auswirkungen. All das wirkt sich auf den Einkaufspreis unseres Lieblingsgetränks aus.

Investieren?

Warren Buffett hat einen schönen Satz ausgesprochen. „Investieren Sie niemals in ein Geschäft, das Sie nicht verstehen.“

Ich musste bei den Artikeln über Investition in Whisky schon sehr schmunzeln, da man bemerkt hat, dass sich die Autoren nicht oder nur wenig auskennen. Es gibt natürlich auch in dem überhitzten Markt noch Flaschen, die du bedenkenlos kaufen kannst. Diese werden auch bei den jetzigen teuren Einkaufspreisen im Wert steigen und den auch bei einem eventuellen Crash in den nächsten Jahren nicht verlieren. Aber du solltest dich auf dem Markt auskennen und dich mit dem Inhalt beschäftigen. Tust du das nicht, wirst du keinen Spaß haben. Kaufe dir in dem Fall lieber Flaschen zum Trinken.

Denn für mich ist der Boom von Whisky ein vorübergehender. Er wird noch eine Weile anhalten, aber logisch betrachtet wird es in einigen Jahren wieder zu einem Sterben vieler der neuen Distillerys kommen. Irgendwann ist der Markt gesättigt oder die Leute des steigenden Angebots bei gefühlt sinkender Qualität müde. Wann das so weit ist, ist nicht absehbar.

Es kann sogar so sein, dass du diese Flaschen zum Trinken dann erst in einigen Jahren wieder in die Hand nimmst. Dann stellst du fest, dass sie im Wert gestiegen sind, ohne dass du es darauf angelegt hast. Nur wird dich in dem Fall aber das schlechte Gewissen plagen, wenn du die Flasche öffnen und trinken willst.

Ein weiterer Punkt den du beachten solltest ist, dass du jemanden finden musst, der dir die Flasche Whisky auch abkauft. Klar es gibt Facebook und Versteigerungsplattformen, über die du deine Investitionsflaschen verkaufen kannst. Aber es müssen erst Leute den Preis bezahlen wollen. Das geht Stand jetzt noch gut, da wie gesagt viele Parteien auf dem Markt sind. Aber jeder Hype geht irgendwann vorbei und wenn du den Absprung verpasst, hast du Pech gehabt.

Fazit

Klar lohnt es sich Whisky auch als Investitionsobjekt zu betrachten. Gerade jetzt ist es eine relativ sichere Wertanlage. Aber die Tücken auf dem Markt sind groß. Hält die Flasche was sie verspricht? Bist du im Zweifel bereit die Flasche auch zu trinken, wenn du sie nicht mehr verkaufen kannst? Ist der Hype um eine spezielle Flasche gerechtfertigt? All das muss beachtet werden und da fallen gerade jetzt viele Flaschen aus dem Raster.

Falls du investieren willst, sorge dafür, dass du Wissen über die Thematik aufbaust. Welche Distillerys gibt es, wo ist die Qualität hoch, wer bietet was auf dem Markt an. Wo kannst du noch relativ günstig einkaufen? Über welche Kanäle kannst du wieder verkaufen? Willst du kurzfristig oder langfristig investieren? Ich persönlich habe Flaschen, die ich als Investitionsflaschen bezeichne, aber ich habe auch Flaschen, die ich rein zum Trinken gekauft habe.

Kauf dir im Zweifel lieber Trinkflaschen und genieße deinen Whisky, statt mit ihm auf einen satten Gewinn zu hoffen. Falls du aber zufällig die ein oder andere Investitionsflasche dabei kaufst, herzlichen Glückwunsch.

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