Single Malts und Blends, Scotch und Bourbon
Wenn du dich ein bisschen mit der Thematik Whisky beschäftigst, kommst du um diese Begriffe nicht herum. Single Malt und Blend, Scotch und Bourbon. Was steckt denn dahinter? Du wirst erstaunt sein, denn es ist nicht ganz so einfach wie du vielleicht denkst.
Single Malt
Der Single Malt. Ein Klassiker, mythisch und sagenumwoben. Der einzig wahre Whisky. Der heilige Gral der Whiskykenner. Aber ist das tatsächlich so?
Ein Single Malt muss eigentlich nur zwei Kriterien erfüllen. Erstens, dass er aus einer einzigen Distillery stammt. Zweitens als Getreide wird ausschließlich gemälzte Gerste verwendet. Single (Eine Brennerei) Malt (gemälzte Gerste) Mehr steckt nicht dahinter. Fast schon enttäuschend nach den vorangegangenen Worten, oder?
Was bedeutet das denn jetzt für uns Whisky Trinker?
Lass mich das am 16-Jährigen Lagavulin erklären. Laut Etikett ist der 16-Jährige Lagavulin ein Islay Single Malt Scotch Whisky.
Islay ist die Region, aus der der Whisky kommt. Zu den Regionen mache ich auch noch einen Eintrag.
Das Single Malt bedeutet hier, dass der Whisky nur von Lagavulin kommt. Das heißt aber nicht, dass der Whisky nun genau so aus dem Fass kam. Warum das denn nun?
Der Anspruch einer Distillery ist, dass der Whisky immer gleich oder zumindest ähnlich schmeckt. Stell dir vor du bist jetzt der Master Distiller von Lagavulin. Du hast bestimmte Fässer zur Auswahl, da dein Fasslager sehr groß ist. Jetzt melden die Läden, dass der 16-Jährige Lagavulin ausgeht und du musst einen neuen Batch machen. Klar kein Problem, verwenden wir einfach die gleichen Fässer wie sonst. Tja mein lieber Master Distiller. Genau von den Fässern, die den schönen Speckgeschmack gebracht haben, gibt es gerade keins mehr. Was tun? Das Ding ist Massenware und soll gleich schmecken wie sonst auch. Wichtig ist jetzt nicht in Panik zu verfallen und den Kummer im Alkohol zu ertränken.
Du hast ja ein großes Fasslager und hast gehört, dass da ein 30-Jähriger im Fass liegt der diesen Geschmack bringen könnte. Also gehst du ins Warehouse und probierst. Okay dann verwenden wir dieses Fass. Dann ist da noch ein 16-Jähriger, der das Wilde, Ungestüme reinbringt und ein 25-Jähriger, der dann das Rückgrat des Whiskys bildet. Das ergibt dann zusammen den neuen Batch des 16-Jährigen Lagavulin und der schmeckt hoffentlich fast genauso wie der Vorangegangene.
Und warum schreibt man dann 16 Jahre auf das Etikett und nicht etwa 30? Die Regelhüter des Scotch Whisky verlangen, dass das jüngste Alter auf dem Etikett steht. Wenn du also einen 80-Jährigen Whisky und einen 11-Jährigen Whisky vermengst, muss auf dem Etikett stehen 11 Jahre. Oder überhaupt keine Altersangabe.
Du kannst ihn auch mit Wasser verdünnen oder Zuckercouleur verwenden. Zuckercouleur? Eine Unsitte, die aber dann sicherstellt, dass dein Whisky immer die gleiche Farbe hat.
Ein Single Malt ist also auch oft ein Gemisch aus verschiedenen Fässern unterschiedlichen Alters. Wichtig ist nur, dass gemälzte Gerste verwendet wird und der Whisky aus einer Distillery kommt. Kleiner Fakt nebenbei. Wenn du einen Whisky magst, der aus dem Fass genau so in die Flasche kommt, dann brauchst du einen Single Cask Whisky. Die sind in der Regel aber dann sehr begrenzt, da Fässer nur endlich groß sind.
Der erste Single Malt der heutigen Zeit wurde von Glenfiddich 1963 auf den Markt gebracht, vorher wurden hauptsächlich Blends gehandelt.
Natürlich ändern sich die Geschmäcker der Whiskys auch mit der Zeit. Ich bin mir zu 100% sicher, dass der Laphroaig 10 Jahre nicht mehr so schmeckt, wie der Laphroaig 10 Jahre, den ich zu Beginn meiner Whiskykarriere probiert habe. Das sind natürliche Änderungen, da während der Reifezeit unterschiedliche Umweltbedingungen herrschen. Die Fassauswahl ist eine andere und so weiter. Die Welt dreht sich und damit verändern sich Gegebenheiten.
Ich hoffe, ich habe den Zauber des Single Malt jetzt nicht zu sehr gedimmt. Auf geht es zur nächsten Kategorie.
Blend
Ein Blend ist ein Whisky, der aus verschiedenen Whiskysorten kreiert wird. Hier darf neben Single Malt auch Grain Whisky verwendet werden. Also Whisky aus anderen Getreidesorten als gemälzter Gerste. Aber Achtung, wenn du einen Blended Malt machen willst, darfst du nur Single Malts verwenden.
Was ist denn nun ein bekannter Blend? Ich mag ihn nicht, aber er ist quasi überall zu finden. Ein Johnnie Walker Red Label. Das ist so ziemlich der Klassiker, der in jeder Bar zu finden ist. Auch ein Ballantines ist ein Blend.
Ein Blended Malt ist z. B. ein Johnnie Walker Green Label.
Das heißt jetzt für dich als Master Blender, dass du ungleich viel mehr Auswahl hast, um sicherzustellen, dass der Geschmack deines Whiskys gleich bleibt. Das kann gut sein, oder aber schlecht, weil du die Qual der Wahl hast. Dennoch würde ich sagen, die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass du über längere Zeit die Möglichkeit hast, den Geschmack ähnlich zu halten. Schön ist auch, dass du völlig frei bist und wie ein Wissenschaftler Verschiedenstes zusammenmixen kannst. Es sollte halt Whisky sein, kein Schnaps oder Rum.
Blends sind unter Single Malt Puristen eher verschrien als nicht gut schmeckend und ich muss auch zugeben, dass mir Blends mit einem zu hohen Grain Anteil nicht unbedingt zusagen. Aber wie sieht das denn jetzt weltweit aus?
Weltweit wird der Markt schätzungsweise zu 90% von Blends bestimmt. Nur 10 % des Markts macht der hochgelobte Single Malt aus. Das ist doch schon spannend, in was für einer kleinen Blase wir uns aufhalten.
Scotch
Du kennst das aus Kino und Fernsehen. Der Held geht in eine Bar und bestellt ganz cool einen Scotch. Die Frauen himmeln ihn an während er ihn lässig trinkt. Am besten aus dem Tumbler mit klimpernden Eiswürfeln. Es ist die Definition der Weltgewandtheit einen Scotch zu bestellen. Dem Kenner offenbarst du aber mit genau diesem Verhalten dein Unwissen.
Scotch heißt einfach nur, dass die Flüssigkeit im Glas ein Whisky aus Schottland sein muss. Es kann ein Single Malt sein, ein Blended Malt oder ein einfacher Blend. Im Zweifel wirst du Johnnie Walker Red Label erhalten. Und da kannst du meiner Ansicht nach um den Tumbler und die Eiswürfel froh sein. Was Eiswüfel und Tumbler bedeuten, seht ihr, wenn ihr auf den Hyperlink im Wort klickt.
Wüsste ich aber, dass die Frauen mich dann so anhimmeln, würde ich das wahrscheinlich genau so machen wie der Held.
Bourbon
Für den Bourbon Whiskey gehen wir nun auf einen anderen Kontinent. Wir begeben uns nach Amerika. Hier wird der Bourbon gebrannt. Die Amerikaner verwenden eine komplett andere Mischung an Getreidesorten. Es gelten sogar ganz andere Regeln, als für den Single Malt. Diese Regeln habe ich in einem anderen Blogbeitrag erklärt. Übrigens Bourbon schreibt man mit e im Whiskey, Scotch Whisky ohne.
Die Regeln für Bourbon sind wie folgt.
- Es muss mindestens 51 % Mais verwendet werden. Daneben sind es oft Roggen oder Gerste.
- Der Alkoholgehalt bei der Herstellung darf 80 % nicht überschreiten und zu Beginn der Reife nicht mehr als 62,5 % betragen
- Die Lagerung muss in neuen angekohlten Eichenfässern stattfinden
Das bedeutet, dass du mit einem Bourbon ein komplett anderes Geschmacksprofil erhältst, als mit schottischem Single Malt.
Hier dominieren eher die Vanille und würzigen Noten, da neue Fässer verwendet werden. In Schottland werden oft gebrauchte Bourbonfässer für die erste Lagerung herangezogen werden.
Es gibt viele Whiskykenner, die bei Bourbon ebenso die Nase rümpfen, wie bei Blends. Aber seid offen und probiert euch auch da durch. Es kann auch Spaß machen andere Kontinente zu erkunden und hier nach Schätzen zu suchen. Außerdem ist Bourbon meist noch immer billiger als unsere Single Malts.
Eine weitere Unterart des Bourbons ist der Tennessee Whiskey. Hier gelten seit 2013 gesetzliche Anforderungen. Diese sind gleich den Regeln wie für Bourbon, allerdings muss der Whiskey in Tennessee hergestellt werden. Wow das sagt ja schon der Name und sonst noch? Er muss eine Filtration durch Holzkohle durchlaufen.
Fazit
Jeder Single Malt und Blend aus Schottland ist ein Scotch. Es gibt auch Single Malts aus anderen Ländern, aber da gehen wir in einem anderen Blog Eintrag ein.
Single Malt heißt nicht, dass der Whisky direkt so aus dem Fass kommt. Allerdings stammt er aus verschiedenen Fässern einer einzigen Distillery. Hast du einen Single Cask Whisky, kommt der tatsächlich aus dem einen Fass dieser einen Distillery.
Blends sind Whiskys, die aus verschiedenen anderen Whiskys verschnitten werden und auch Getreide enthalten dürfen, welches nicht gemälzte Gerste ist.
Bourbon wird in Amerika gebrannt und jeder Tennessee Whiskey ist ein Bourbon. Allerdings ist nicht jeder Bourbon ein Tennessee Whiskey.
Ich hoffe ich konnte dir einen kleinen Einblick geben was die verschiedenen Begriffe bedeuten. Falls dir der Kopf raucht, gönn dir ein schönes Glas Whisky oder Whiskey. Du wirst sehen so kompliziert ist die Sache doch nicht.