Mein Weg zum Whisky
Wahrscheinlich war mein Weg zum Whisky ungewöhnlich. Mein Papa und seine Verwandten haben schon früh damit begonnen Whisky zu trinken. So standen einige schöne Flaschen bei uns zuhause. Macallan, Glenmorangie, Balvenie, Dalwhinnie und was es noch so gibt.
Wie das dann als Jugendlicher so ist, wird man dann neugierig. Da ich aber brav war, habe ich nie heimlich probiert und es akzeptiert, dass ich noch nicht probieren durfte weil ich zu jung war. An einer Geburtstagsfeier bei uns zuhause war es dann nach wiederholtem Fragen endlich so weit. Ich, noch keine 18 aber auch über 16, durfte endlich einen Whisky probieren. Es war beileibe nicht der erste Alkohol, den ich probiert habe. Davor gab es schon Bier, Liköre und den ein- oder anderen Schnaps. Aber das war alles doch eher Wirkung, als Genuss.
Meine Erwartungen waren also eher, jetzt kriege ich das, was die Erwachsenen trinken und das hat ordentlich Umdrehungen. Papa schenkt den Whisky ein, Onkels, Tanten und mein Papa schauen wie ich das Glas ansetze und den ersten Schluck nehme. Und was kann ich sagen? Für mich war es eine Offenbarung. Noch nie in meinem Leben habe ich so etwas Spannendes getrunken. Diese Komplexität, diese Aromen, dieser einzigartige Geschmack, das gab es vorher nicht. In dem Moment wusste ich, was mir bisher in meinem Leben gefehlt hat. Also sage ich sinngemäß, da es nach über 20 Jahren zu lange her ist, hey das ist lecker!
Das Resultat. Ich werde von allen mit offenem Mund und fragenden Augen angeschaut.
Mein Papa, der Fuchs, ist ein Liebhaber nicht rauchiger Whiskys. Was hat ihn dazu bewogen mir nun einen Lagavulin, Laphroaig oder Talisker einzuschenken? Wahrscheinlich weil er dachte, dass ich Whisky nicht mag, wenn er mir einen der damals rauchigsten Whiskys einschenkt. Er wollte mich vom Whisky bzw. Alkohol abbringen.
Tja lieber Leser wie du dir denken kannst, war der Versuch nicht von Erfolg gekrönt. Im Gegenteil, sonst gäbe es diesen Blog nicht und eins meiner Zimmer wäre etwas anderes als ein Whiskyzimmer. Welcher Anfänger mag auch schon rauchigen Whisky? Mir fällt tatsächlich keiner ein außer, naja ich!
Nimm es mir nicht übel, dass ich dir nicht 100% sagen kann, was jetzt tatsächlich mein erster Whisky war. Es ist einfach schon zu lange her. Ich weiß noch, dass eben diese drei Lagavulin 16 Jahre, Laphroaig 10 Jahre, oder Talisker 10 Jahre, bei meinem Papa zuhause standen und es einer dieser drei sein muss.
Hier schiebe ich ein kurzes Update dazwischen. Mein Papa ist sich 100 % sicher, dass es ein 16 jähriger Lagavulin war. Talisker oder Laphroaig fallen für ihn aus.
Zwischen Damals und Heute
Mit diesem ersten Schluck war mein Schicksal besiegelt. Ich habe mir prompt die entsprechende Flasche für mich selbst gekauft. Mit der Zeit kamen dann auch andere Whiskys dazu. Ein Lagavulin Distillers Edition nachgereift im PX Sherry Fass. Lagavulin ist heute noch die Distillery von der ich alles mag. Auch wenn ich es z. B. in einem Blind Tasting nicht erkenne.
Lange Zeit habe ich nur rauchige Whiskys getrunken, da die nicht rauchigen mir zu langweilig waren. Dann kam ein Benriach Arumaticus Fumosus. Ein rauchiger BenRiach. Normalerweise sind BenRiach nicht rauchig und ich dachte mir, kauf doch auch mal einen nicht rauchigen BenRiach wenn dir der Arumaticus Fumosus so gut schmeckt.
So hat sich mein Geschmack langsam für nicht rauchige Whiskys geöffnet und die Sammlung wurde um nicht rauchige Whiskys ergänzt.
Im Jahr 2014 kam es zu einer weiteren Begegnung, die meine Whiskyleidenschaft auf ein neues Level hob. An Silvester 2014 habe ich Manuel kennengelernt. Wir waren zufällig bei den gleichen Freunden und wurden uns vorgestellt mit. Das ist der Manuel, das ist der Markus, ihr trinkt beide Whisky.
Nun ist man als Whiskyliebhaber bei so etwas vorsichtig. Viele sagen sie trinken gerne Whisky und es stellt sich raus: Es sind die altbekannten Jacky, Johnny und Jim. Aus meiner Sicht qualifiziert einen das nicht zum Whiskyliebhaber, wenn man Jacky & Coke trinkt. Aber dazu ein anderes Mal.
Also tasten wir uns vorsichtig ran mit was trinkst du denn so. Ja ich mag es eher rauchig, Lagavulin und Laphroaig. Da waren wir schon auf einem Nenner.
Es stellte sich raus, dass der Manu einen Ocotmore bei sich hatte. Klar davon hatte ich schon gehört, aber noch nie probiert. Komm gehen wir ins Wohnzimmer und trinken den und fachsimpeln etwas. Daraus hat sich eine wunderbare Freundschaft entwickelt.
Ich glaube wir haben an dem Abend die Flasche geleert. Er hat mich nach und nach in diverse Facebook Gruppen gebracht, die mir unbekannt waren.
Jetzt
Ab diesem Zeitpunkt ist die Whiskyleidenschaft dann eskaliert. Es hat sich eine ganze neue Welt geöffnet an Möglichkeiten. Es gab auf einmal Samples, die vorher für mich nicht erreichbar waren. Ich habe Abfüllungen gefunden, an die ich vorher nie gedacht habe und neue Distilleries entdeckt, die ich vorher nicht kannte.
Es gab Tastings mit anderen Whiskyfreunden. So hat sich der Bekannten- und Freundeskreis ausgeweitet und die Erfahrung wurde größer. Wer jetzt denkt es ist noch so leicht, wie vor ein paar Jahren. Achtung, Facebook ist inzwischen leider nicht mehr das Tor zur Welt des Whiskys was es zum damaligen Zeitpunkt war. Vielleicht komme ich in dem Blog noch dazu.
Aber bevor ich abschweife. Dadurch das mein erster Whisky rauchig war und ich lange Zeit nur rauchige Whiskys getrunken habe, ist mein Weg zum Whisky wahrscheinlich ein anderer als für viele von euch. Mein Geschmack hat sich mit der Zeit gewandelt, es stehen auch nicht rauchige Whiskys in meiner Sammlung.
Daher kann ich dir nur raten. Wenn du an dem Thema Whisky interessiert bist, probiere. Die Geschmacksvielfalt ist bei Whisky so außerordentlich groß, dass für jeden etwas dabei ist. Es geht von fruchtig, lieblich, blumig bis hin zu rauchig, jodig, teerig. Und für jede Geschmackssorte gibt es Liebhaber.
Ausblick
Ich freue mich immer, wenn ich etwas Neues probieren darf und mir ein Whisky unterkommt bei dem ich sage. Wow das habe ich so noch nie im Glas gehabt.
Eines hat sich im Lauf der Zeit aber nicht geändert. Meine Leidenschaft für Whisky ist nach all der Zeit noch da und sie wächst eher, als dass sie abnimmt. Ich liebe es Neues zu entdecken. Meine Favoriten sind allerdings auch heute noch Whiskys, die kämpfen. Rauchig, torfig, jodig, komplex mit Süße. Ein Whisky soll es mir nicht einfach machen, ich will ihn entdecken, neue Facetten abgewinnen. Ich mag es, wenn ein Whisky ungestüm ist aber man trotz aller Wuchtigkeit noch andere Geschmäcker entdecken kann, die so erstmal nicht offensichtlich sind.
Für mich ist die Reise bei Whisky noch lange nicht zu Ende und ich nehme dich mit auf den Weg. Gemeinsam entdecken wir die Welt des Whisky noch weiter. Wichtig ist Spaß dabei zu haben und diesen Spaß zu teilen ist eine besondere Freude.