Kanadischer Whisky

Whisky, Fakten, Spaß

Kanadischer Whisky

Canada Day

2016 habe ich in Kanada einen sehr tollen Urlaub verbracht. Über München und Reykjavík ging es mit Icelandair nach Vancouver. Die Fluggesellschaft kann ich nicht empfehlen, aber die Gegend um Vancouver und die Stadt selbst, sind toll. Es ging von Vancouver aus über Whistler nach Wells Gray und Jasper, Lake Louise, Banff, Yoho, Okanagan Valley und zurück nach Vancouver. Wir haben unterwegs eine Winzerei besucht und landschaftlich war die Gegend herrlich. Falls du allerdings nicht so lange in ein Flugzeug willst, um Berge, Flüsse und Seen zu sehen. Kanada und die Schweiz sind sich für meinen Geschmack sehr ähnlich. Das Bild zum Beitrag stammt aus dem Urlaub und zeigt mich in Montur zum Canada Day, der am ersten Juli begangen wird.

Ich war auch unterwegs in dem ein oder andren Getränkehändler und habe geschaut, ob es vielleicht ein Schnäppchen gibt, das ich nach Hause mitnehmen kann. Das gab es so leider nicht, allerdings wird mir erst jetzt mit dem Recherchieren zu Beiträgen für diesen Blog bewusst, dass ich mich fast nicht mit kanadischem Whisky beschäftigt habe. Selbst als ich im Ursprungsland war, habe ich mich nur an Bier gehalten und den Whisky nicht probiert. Er war unter meinem Radar und das auslösende Ereignis nenne ich im Fazit.

Deshalb will ich heute nachholen was ich damals verpasst habe und mich mit Whisky aus dem flächentechnisch zweitgrößten Staat der Erde beschäftigen. Vielleicht hast du ja einen kanadischen Whisky, den du bei unserer Erkundung genießen kannst. Ich bin sehr gespannt was wir herausfinden werden.

Interessant finde ich, dass die auf verschiedenen Seiten genannten Jahreszahlen oft stark voneinander abweichen. Daher kann es gut sein, dass wenn du dich mit der Thematik auseinandergesetzt hast, auf andere Daten gestoßen bist.

Geschichte

Wie schon in Amerika konnten die nach Kanada eingewanderten Schotten und Iren einfach nicht auf das Brennen von Getreide verzichten. So war es nur eine Frage der Zeit, bis in Kanada Whisky gebrannt wurde. Die erste Brennerei wurde 1769 von John Molson in Quebec gegründet. Hier wurde zu Beginn aber wahrscheinlich vor allem Rum produziert. Die Whiskyproduktion begann dort erst in den 1820-ern.

Zur Mitte der 1800-er soll es über 200 aktive Brennereien im ganzen Land gegeben haben.

Da es hauptsächlich schottische Einwanderer waren, die in Kanada Fuß fassten, schreibt man den kanadischen Whisky auch so, wie den schottischen. Nämlich ohne e. Whisky und nicht Whiskey.

Der große Durchbruch zur damaligen Zeit kam dann durch Hiram Walker. Er war ein Getreidehändler aus Detroit und vom Getreidehandel zur Whiskyherstellung ist es nur ein kleiner Schritt. Hiram hatte, wie schon Shinjiro Torii beim japanischen Whisky, eine do it yourself Mentalität und er war mit der Qualität des Whiskys, den er trank, unzufrieden. Aus diesem Grund begann er selbst Whisky herzustellen, vermischte hierbei Roggen und Corn Whisky und ließ die Mischung nochmals einige Jahre in Fässern nachreifen.

Wie wir aus früheren Beiträgen wissen, hat er dadurch einen Blend hergestellt. Er füllte den Whisky dann auch nicht wie damals üblich in Steinkrüge oder Fässer, sondern direkt in Flaschen ab und schrieb seinen Namen auf das Etikett.

Dazu setzte er noch den Zusatz Club hinter seinen Namen und so entstand die Marke Walkers Club Whisky. Noch nie gehört? In abgewandelter Form gibt es den Whisky noch heute. Allerdings ist er jetzt unter dem Namen Canadian Club bekannt. Warum nun Canadian? Nun da kanadischer Whisky in Amerika sehr beliebt war und dort reißenden Absatz fand, fürchteten die amerikanischen Brenner und Blender um ihre Gewinne. So erledigten sie ihre Lobby Arbeit und bewirkten bei der amerikanischen Regierung einen Entscheid, dass alle Importe das Ursprungsland angeben mussten. So wurde aus dem Club Whisky im Jahr 1882 der Canadian Club. 

Prohibition

Wie Amerika, so hatte auch Kanada eine Prohibition. Diese dauerte von 1916 bis 1918, wobei nur im Jahr 1918 Alkohol landesweit verboten war. Davor gab es nur einige Provinzen, die auf ein generelles Alkoholverbot setzten.

In Amerika dauerte die Prohibition doch deutlich länger an und zwar von 1920 bis 1933. Dieser Schritt Amerikas hat kanadischem Whisky in Amerika zu großer Bekanntheit verholfen. Die USA haben nicht nur den Verkauf von Alkohol verboten, sondern auch den Import, die Produktion, den Transport im ganzen Land. Der Durst nach Alkohol war jedoch groß und so kamen windige Geschäftsleute wie beispielsweise Al Capone auf die Idee, in Kanada Whisky zu besorgen und ihn illegal nach Amerika zu überführen. Hiram Walker hatte das große Glück, dass seine Brennerei in Windsor, Ontario direkt gegenüber von Detroit lag. Man musste nur den Detroit River überqueren und schon war man in den USA bzw. umgekehrt in Kanada. Der perfekte Platz für Schmuggler, die mit kleinen und schnellen Booten von einer Seite auf die andere fuhren. Immer Ausschau haltend nach Zollbeamten oder der Polizei. Es gibt natürlich nicht viele Aufzeichnungen, wie viel Alkohol geschmuggelt wurde, aber die sogenannten Speakeasies in Amerika waren gut mit den verschiedensten Sorten Alkohol versorgt. Im youtube Video „A History of Canadian Whisky“ (As told by Canadian Club) wird erzählt, dass Canadian Club zu Hochzeiten der Prohibition 1.000 Kisten täglich verschifft hat. Schmuggler wie Al Capone haben den Whisky für 7 Dollar pro Kiste eingekauft und für 75 Dollar in Amerika wieder verkauft. Ein lohnendes Geschäft für beide Seiten.

Die kanadische Regierung hatte nichts gegen den Schmuggel, da die Aktionen auch der eigenen Wirtschaft geholfen haben.

Durch die illegale Einfuhr von kanadischem Whisky, wurde dieser in Amerika so bekannt, dass es für amerikanische Produzenten nach Ende der Prohibition schwer war, wieder Anschluss zu finden. Das gelang erst nach und nach.

Heute

Heutzutage ist kanadischer Whisky doch eher ein Geheimtipp in der restlichen Welt. In Amerika allerdings werden mehr kanadische Blends, als amerikanischer Bourbon getrunken. Der Höhepunkt der kanadischen Whiskyproduktion war in den 1970er Jahren. In den 1980ern ging diese zurück und es mussten Distilleries geschlossen werden. Auch wurden einige kanadische Brennereien von amerikanischen Konzernen übernommen und die Produktion nach Amerika verlagert. So blieben nur vereinzelte kanadische Brennereien übrig.

Charakteristika

Hauptsächlich sind kanadische Whiskys Blends und sie bestehen aus einem Gemisch verschiedener Getreidesorten. Oft wird Roggen, Mais und Weizen und Gerste verwendet. Auf gemälzte Gerste wird im Gegensatz zu Schottland, fast nie zurückgegriffen. Allerdings gibt es neben dem Blend, Corn und Rye Whisky auch teilweise Malt Whisky. Der Marktanteil ist jedoch fast zu vernachlässigen.

Geschmacklich soll der kanadische Whisky sehr leicht und weich sein. Durch das Verwenden von Roggen kommt noch ein würziges Aroma ins Spiel.

Die Regularien sind nicht so streng, wie in Schottland. So darf der Whisky hier mit anderen Getränken vermischt werden. Das können Bourbon, Sherry, Brandy oder auch nicht alkoholische Getränke sein. Im Canadian Food and Drugs Act wird vorgeschrieben, dass Whisky, der Canadian Whisky, Canadian Rye Whisky oder Rye Whisky genannt wird, lediglich in Kanada gemaischt, destilliert und mindestens drei Jahre in Fässern gelagert werden muss. Das Fassungsvermögen dieser Fässer darf 700 Liter nicht übersteigen und auch der kanadische Whisky muss mindestens 40 % Alkohol enthalten.

Durch die weit ausgelegten Regeln ist es möglich viele verschiedene Geschmackssorten auf den Markt zu bringen und so ein breites Portfolio zu bedienen. Ich denke vor allem für Whisky Einsteiger und Experimentierfreudige, wird hier einiges dabei sein, was den Geschmack trifft.

Der kanadische Whisky hat von den Charakteristika wohl deutlich mehr Überschneidungen mit irischem Whiskey, als mit schottischem Whisky.

Fazit

Wie auch der schottische Whisky, hat der kanadische Whisky eine lange Tradition. Die Geschichte ist eng verknüpft mit der des amerikanischen Bourbons, jedoch hat die amerikanische Prohibition dem kanadischen Whisky in Amerika zum Durchbruch verholfen, während sie dem amerikanischen Bourbon eher geschadet hat. Noch heute wird in Amerika viel kanadischer Whisky getrunken.

Geschmacklich bin ich jetzt wirklich neugierig geworden und ich werde bei Gelegenheit sicher einen kanadischen Whisky nicht ausschlagen. Schließlich sollte man offen für Neues sein und wenn es nicht schmeckt, kann ich immerhin noch sagen, dass ich es probiert habe. Allerdings wird es wahrscheinlich bei dem breiten Portfolio nicht bei nur einem Dram bleiben, sondern ich werde mich durch mehrere Gläser probieren. Nur so erschließen sich die vielen Aromen aus Blends, Rye und Corn Whisky. Am meisten gespannt bin ich jedoch auf kanadische Malt oder Single Malt Whiskys.

Rückblickend finde ich es schade, dass ich in Kanada nicht tiefer in diese Thematik eingetaucht bin. Allerdings hat mich da wohl abgeschreckt, dass mir zu Beginn meiner Reise auf die Frage nach einem guten kanadischen Whisky etwas mit beigemischtem Honig empfohlen wurde. Das war für mich als Trinker von schottischem Single Malt in dem Moment zu viel. Es hätte nicht viel gefehlt und ich wäre laut schreiend aus dem Laden geflüchtet. Wie ich heute weiß, ist das in Kanada erlaubt.

Hast du einen Tipp für mich, was ein guter kanadischer Single Malt ist? Oder hast du Erfahrung mit kanadischem Whisky im generellen? Schreib es mir gerne auf markus@whisky-wissen.de. Auf meinen Streifzügen durch Vancouver bin ich auch auf die tolle Tafel im Bild unten gestoßen. Wir sehen, dass die Kanadier doch etwas für Whisky übrig haben. Das e ignorieren wir einfach.

Malt Whiskey

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