Japanischer Whisky
Gerade scheine ich große Reiselust zu haben. Wahrscheinlich, weil die COVID-Situation das Reisen nur unter erschwerten Bedingungen und Quarantänevorschriften zulässt. Da nutze ich doch einfach die Möglichkeit mich zumindest gedanklich problemlos in ein anderes Land zu versetzen und nachdem ich mich letzte Woche mit kanadischem Whisky beschäftigt habe, geht es diese Woche in den Osten nach Asien. Japan ruft mich und ich will dich mit auf die Reise nehmen.
Im Beitrag Whisky Welt Weit haben wir erfahren, dass Japan laut Daten von 2014 der der fünftgrößte Whiskyproduzent ist. Heute will ich etwas mehr darauf eingehen wie die Whiskybrennerei in Japan begonnen hat, was es an Marken gibt und die Situation rund um den japanischen Whisky beleuchten. Denn japanischer Whisky hat erst seit kurzem feste Regeln, vorher herrschte der Wilde Westen oder in dem Fall der Wild East.
Gut ist, dass ich hier nicht auf die Schreibweise achten muss, der japanische Whisky wird wie gewohnt ohne das e geschrieben.
Vielleicht hast du ja gerade einen tollen japanischen Whisky zur Hand. Also lehne dich zurück, genieße den Dram und komm mit mir auf Entdeckungstour zum Whisky aus Japan.
Die Geschichte
Es kann wohl gesagt werden, dass ohne Masataka Taketsuru und Shinjiro Torii japanischer Whisky in der heutigen Form so nicht möglich gewesen wäre.
Masataka Taketsuru war ein japanischer Chemiker und wurde in eine große Sake Dynastie hineingeboren. Da Whisky auch in Japan sehr beliebt war und das Virus Masataka angesteckt hatte, wollte er das Geheimnis dieses Getränks entschlüsseln. So entschloss er sich, in Schottland Chemie zu studieren und gleichzeitig dem Whisky auf den Grund zu gehen.
Im Dezember 1918 erreichte er sein Ziel und begann im April 1919 eine Ausbildung oder ein Praktikum, die Quellen sind hier unklar, in der Longmorn Distillery, wechselte über die James Calder & Co Bo’ness Distillery schließlich zu Hazelburn. Er saugte alles an Wissen auf, was ihm mitgeteilt wurde und nahm dieses im Jahr 1920 wieder zurück nach Japan. Mitgenommen hat er auch seine Frau, die Schottin Rita Cowan, welche er während seines Aufenthalts in Schottland kennengelernt hatte.
Seine Reise nach Schottland erfolgte nicht nur aus privatem Interesse. Er sollte im Auftrag seines damaligen Arbeitgebers Settsu Shuzo so viel wie möglich über die Whiskyproduktion lernen, um das Wissen dann umzusetzen und japanischen Whisky herzustellen. Allerdings wurde das Projekt aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben und Masataka verließ das Unternehmen 1922.
Nun kommt Shinjiro Torii ins Spiel.
Torii war ein Unternehmer, der sich ursprünglich auf Weine spezialisierte, diese importierte und verkaufte. Da er sich dachte, was die können kann ich auch, begann er selbst Wein herzustellen. Da auch seine Leidenschaft dem Whisky galt, lag es bei dieser Art des Denkens nicht fern, von einem eigenen japanischen Whisky zu träumen.
Die erste japanische Distillery
Wie es das Schicksaal so wollte, trafen die beiden Männer zusammen und Eins und Eins ergab Yamazaki, die erste Distillery Japans. Gebaut auf Toriis Wunsch in der Kyoto Region, da die Gegend für ihr reines und klares Wasser berühmt war. Masataka hätte die Distillery gerne in der nördlichen Region auf der Insel Hokkaido gebaut, da hier das Klima eher dem Schottischen entsprach. Man erkennt hier schon, wie die Geschichte weitergeht. Aber erst bauen wir mit dem Wissen, das sich Masataka in Schottland angeeignet, hatte die Distillery.
1923 wurde Yamazaki eröffnet und 1924 begann die Whiskyproduktion. Fünf Jahre später, 1929, war es endlich so weit und der erste japanische Single Malt kam auf den Markt. Das Unternehmen, das von Torii gegründet wurde, gibt es übrigens noch heute und hört auf den Namen Suntory. Dazu wird auch noch ein Beitrag erscheinen.
Der erste japanische Single Malt wurde jedoch nicht gut vom Markt aufgenommen, da er als eine Imitation der rauchigen schottischen Whiskys angesehen wurde. Mit der Zeit konnte das Verfahren jedoch verfeinert werden und kam immer besser bei den Japanern an.
Wie so oft, wenn zwei charakterstarke Menschen aufeinandertreffen und gemeinsam etwas erfolgreiches aufbauen, scheitern sie aneinander. Man denke an Adidas und Puma, Microsoft mit Bill Gates und Paul Allen und so weiter.
So trennten sich 1934 die Wege von Matasaka und Torii. Letzterer kümmerte sich weiterhin darum Suntory voranzubringen, Matasaka verwirklichte seinen Traum eine Brennerei auf Hokkaido zu eröffnen. Er gründete das ebenfalls noch heute aktive Unternehmen Nikka mit der Yoichi Distillery. In diesem Vorhaben wurde er aktiv von seiner Frau unterstützt. 1936 wurde die Whiskyherstellung begonnen und 1940 kam der erste Nikka Whisky auf den Markt.
Steigerung der Popularität
Das waren die Gründungsjahre des japanischen Whiskys. Bis sich der japanische Whisky international durchsetzen konnte, dauerte es jedoch seine Zeit. In den 1960er und 1970er Jahren entstanden unheimlich viele Brennereien in Japan, die jedoch qualitativ minderwertige Ware anboten. Was das bedeutet steht im nächsten Absatz. Das führte dazu, dass der Ruf des japanischen Whiskys lange Zeit schlecht war.
Erst im 21 Jahrhundert kamen die guten Qualitäten in den Fokus der Welt. Nikka gewann mit dem Taketsuru Pure Malt 21 years old im Jahr 2007 den World’s Best Blended Malt Award und Jim Murray wählte den Yamazaki Sherry Cask 2014 in seiner jährlich erscheinenden Whisky Bible als besten Single Malt der Welt.
Was neben den gewonnenen Preisen auch zur Steigerung des Bekanntheitsgrads geführt haben dürfte, ist der Kauf der Firma Beam Inc. durch Suntory. Dadurch konnte Suntory sein Vertriebsnetz ab dem Jahr 2013 stark ausweiten und seine Verkäufe erhöhen.
Im Jahr 2020 gab es in Japan 11 aktive Distilleries.
Die schon erwähnten Yamazaki und Yoichi aus den Gründungsjahren. Neben Yoichi gehört noch Miyagikyo zum Imperium von Nikka.
Zu Suntory gehören neben Yamazaki noch Hakushu und Chita.
Weitere andere Brennereien sind Fuji Gotemba, Chichibu, Shinshu Mars, White Oak, Akkeshi und Kurayoshi.
Was macht japanischen Whisky aus?
Lange Zeit fehlten in Japan Regularien wie japanischer Whisky herzustellen ist. Bis vor kurzem musste Whisky nur in Japan abgefüllt werden, um als japanischer Whisky bezeichnet werden zu dürfen. So wurde gerne schottischer und japanischer Whisky vermischt, oder gleich Whisky aus anderen Ländern als japanischer Whisky verkauft. Auch war es möglich, Whisky mit billigerem Alkohol zu strecken. Das führte zu dem bereits erwähnten schlechten Ruf.
Erst im April 2021 hat sich die Japan Spirits & Liqueurs Producers Makers Association folgende Regeln für japanischen Whisky verabschiedet:
- Es muss gemälztes Getreide und japanisches Wasser verwendet werden
- Der gesamte Produktionsprozess muss in einer japanischen Brennerei erfolgen und der Alkoholgehalt zum Zeitpunkt der Destillation muss unter 95 % liegen
- Die verwendeten Fässer müssen aus Holz sein und maximal 700 Liter fassen.
- Das Destillat muss für mindestens drei Jahre in Japan reifen
- Der Whisky muss in Japan mit mindestens 40 % abgefüllt werden
Wir haben somit erst seit ungefähr einem Jahr verbindliche Regelungen was japanischer Whisky sein soll. Diese treten auch nicht sofort in Kraft, sondern es gilt eine Übergangsfrist bis zum 31.03.2024.
Wenn also in Zukunft schottischer und japanischer Whisky gemischt wird, darf das nicht mehr als japanischer Whisky bezeichnet werden. Auch darf nicht mehr mit anderem Alkohol gestreckt werden.
Treten die neuen Regularien in Kraft, ist es auch nicht mehr möglich schottischen Whisky zu kaufen, ihn mit japanischen Schriftzeichen zu versehen und ihn als japanischen Whisky zu verkaufen. Das ist schon ein großer Fortschritt.
Zuckercouleur darf übrigens, wie in Schottland auch, verwendet werden.
Durch diese neuen Regelungen können wir somit ab 2024 davon ausgehen, dass alles was Japan Whisky auf der Verpackung hat auch wirklich aus Japan kommt.
Persönlicher Geschmack
2014 oder 2015 hatte ich die Möglichkeit den Yamazaki aus Jim Murrays Whisky Bible zu probieren. Das war allerdings an einem kalten Abend, an dem wir draußen standen und schon vorher ein paar andere Getränke intus hatten. Da kam der Nachbar vorbei und brachte die Flasche mit. Und wenn sich schon die Möglichkeit ergibt so etwas zu probieren, sage ich auch nach ein paar Bier und Schnäpsen nicht nein. Allerdings fand ich den Yamazaki nicht so toll, er war mir zu holzig und hatte wenig Tiefe. Das kann jetzt an den geschilderten Bedingungen liegen, oder Geschmäcker sind einfach verschieden. Jedenfalls war das nicht mein Whisky.
Ein paar Jahre später hatte ich die Möglichkeit einen Peated Chichibu von 2013 zu probieren und fand ihn recht lecker. Inzwischen hat Chichibu einen hervorragenden Ruf und es ist fast unmöglich an Flaschen zu normalen Preisen zu gelangen. Man kommt oft nur mit Losglück an die Single Malts.
Auch The Akkeshi Peated 24 Solar term von 2020 war sehr lecker.
Einen Nikka habe ich irgendwo bei Freunden oder auf Messen auch schon probiert und fand ihn gut trinkbar.
Die Standardabfüllungen wie der Hibiki Harmony habe ich tatsächlich noch nicht probiert.
Grundsätzlich habe ich aber bis auf den gerühmten Yamazaki und einen White Oak Akashi fast jeden Whisky aus Japan für gut befunden und das ist für mich schon ein Qualitätsmerkmal.
Fazit
Japanischer Whisky hat noch keine so lange Tradition wie der schottische Whisky. Ohne den Einsatz und das glückliche Zusammentreffen von Masataka Taketsuru und Shinjiro Torii Anfang des letzten Jahrhunderts sähe die japanische Whiskylandschaft heute wohl ganz anders aus. Sie haben den japanischen Whisky aus der Taufe gehoben und in die Startlöcher gebracht. Der schlechte Ruf war durch die teilweise minderwertige Qualität des Whiskys gerechtfertigt. Allerdings gab es schon immer gute Ausnahmen und echten japanischen Single Malt. Aber erst die seit kurzem vorgeschriebenen Regularien und deren Inkrafttreten 2024 werden wirklich sicherstellen, dass die Qualität bleibt und japanischer Whisky tatsächlich japanischer Whisky ist.
Auch der japanische Whisky ist vom gestiegenen Interesse an der Spirituose nicht verschont geblieben und es wird immer schwerer die guten Flaschen Single Malt überhaupt käuflich erwerben zu können. Chichibu wird z. B. oft nur per Losverfahren an Käufer gegeben.
Alles in allem sieht die Zukunft für japanischen Whisky aber rosig aus und ich freue mich darauf, noch ein paar probieren zu können.
Hast du schon japanischen Whisky probiert? Was hältst du vom aktuellen Hype um japanischen Whisky? Welchen japanischen Whisky trinkst du am liebsten? Schreib mir gerne deine Meinung oder sonstige Hinweise an Markus@whisky-wissen.de