Haltbarkeit

Whisky, Fakten, Spaß

Haltbarkeit

Pumpe mit Vinos

Schon öfters habe ich den Satz gehört: „Das steht schon lange rum, ich weiß nicht, ob das noch gut ist.“ Was ich in diesem Beitrag schreibe, kannst du auch auf andere hochprozentige Spirituosen umsetzen. Es gilt nicht nur für Whisky.

Je mehr Whisky du zuhause in deiner Sammlung hast, desto mehr Flaschen wirst du geöffnet haben. Schließlich bist du ja neugierig und willst wissen, wie der Inhalt schmeckt. Irgendwann wird es aber zu viel des Guten und du hast mehr Flaschen auf, als du in gesundem Maß trinken kannst. Tja was nun?

Geht Whisky denn kaputt, wenn er lange in der offenen Flasche ist?

Zum Glück nicht. Damit wäre das Thema eigentlich auch schon abgeschlossen und du könntest den Blogeintrag schließen. Bist du aber neugierig, warum das so ist? Dann mach es dir gemütlich und lies weiter. Überlege auch mal, wie lange du die Flasche schon geöffnet hast, aus der du gerade trinkst.

Was passiert mit Whisky, wenn er lange in der Flasche ist?

Grundsätzlich kann Whisky nicht schlecht werden. Er hat mit mindestens 40% Volumen so viel Alkohol, dass potentielle Keime absterben. Du kannst also theoretisch auch noch einen Whisky trinken, der schon 50 Jahre in der Flasche war.

Wenn der Whisky aber schon so lange in der Flasche ist, wirst du feststellen, dass der Inhalt weniger wurde. Das passiert auch, wenn der Korken geschlossen ist und die Flasche immer dicht war. Quasi das Pendant zum Angel’s Share, nur eben in der Flasche, nicht im Fass. Was passiert denn hier? Der Korken ist ein Naturprodukt und nicht 100% dicht. So geschieht es, dass Alkohol und Wasser aus der Flasche entweichen und der Inhalt deshalb weniger wird. Auf diese Art kann sich auch der Geschmack des Whiskys verändern. Aber no worries, das dauert meistens einige Zeit und wie du das umgehen kannst, schreibe ich weiter unten. Das Bild unten in der Galerie unter dem Beitrag ist eine Sample Flasche, die ich schon über 14 Jahre habe. Sie hat nur einen Drehverschluss und wurde nie geöffnet. Dennoch siehst du gut, dass hier schon sehr viel Inhalt verdunstet ist. Ich bin gespannt, wann die Hälfte aus der Flasche fehlt.

Es ist tatsächlich auch so, dass Whisky in der geschlossenen Flasche nachreift. Zwar sehr langsam, aber stetig. Zumindest wenn man Whisky in Trinkstärke hat, der schon viele Jahre in der geschlossenen Flasche gelagert wurde. Das gibt dann einen sehr eigenen Geschmack, den OBF Old Bottle Flavour. Dieser ist je nach Flasche anders, aber doch identifizierbar. Es kann gesagt werden, dass guter Whisky nach langer Zeit in der geschlossenen Flasche besser wird. Die Flasche gibt Silicate an den Whisky ab, dieser verändert seinen Geschmack. Er wird mineralischer, runder und ungewöhnlicher.

In einer offenen Flasche kommt noch das Thema Luft dazu. Je weniger Inhalt in der Flasche ist, desto eher oxidiert der Whisky. Er interagiert also mit der Luft in der Flasche. Das ist ein normaler chemischer Vorgang, der mit allem passiert was mit Sauerstoff in Verbindung kommt. Z. B. eine rostende Autokarosserie. Allerdings kann man bei Whisky nicht vorhersagen was bei dieser Oxidation passiert. Er kann besser werden oder schlechter. Es gilt je mehr Luft, desto schneller der Prozess.

Rauchiger Whisky verträgt die Oxidation meist nicht so gut. Du wirst zwar noch immer etwas Rauch und den Torf erkennen, aber alles was vor der Oxidation an Zwischennoten da war, wird komplett verloren sein.

Mein Papa hatte zuhause über mehrere Jahre einen Lagavulin mit ca. ¼ Füllungsinhalt stehen gehabt. Ich meine es war eine Distillers Edition, die ich selbst schon hatte, aber meine habe ich leergetrunken. Irgendwann hat er mir die Flasche mitgegeben und ich habe den Whisky probiert. Niemals hätte ich erkannt, dass es ein Lagavulin ist. Der Whisky war nicht ungenießbar oder schlecht, allerdings hat alles gefehlt was Lagavulin ausmacht. Die Oxidation hat bewirkt, dass er nicht mehr richtig rauchig und dass er etwas fad war im Gegensatz zum ursprünglichen Inhalt. Ein Schatten seiner selbst.

Und was können wir jetzt tun, dass der Whisky möglichst lang gut bleibt? Du solltest bei der Lagerung deines Whiskys ein paar Grundregeln beachten.

Die optimale Lagerung

Aufrecht – Die Whiskyflaschen sollten immer aufrecht gelagert werden. So kommt der Whisky nicht mit dem Korken in Verbindung und der Geschmack verändert sich nicht.

Trocken – Wenn der Whisky in einem feuchten Raum gelagert wird, kann es sein, dass das Etikett angegriffen wird. Es wäre doch schade, wenn du irgendwann nicht mehr weißt was in der Flasche war.

Kühle und konstante Temperatur – Hitze oder starke Temperaturschwankungen sind für unser Lieblingsgetränk nicht gut. Je stärker die Temperatur schwankt, desto eher verdunstet der Alkohol in der Flasche und entweicht durch den Korken. Ist es kühl und konstant, so bleibt die Menge des Inhalts auf längere Zeit die Gleiche.

Dunkel – Sonnenlicht kann Whisky ausbleichen und durch das UV-Licht zusätzlich chemische Prozesse ablaufen. So verändert sich der Whisky und es kann sein, dass er nicht mehr so schmeckt wie er sollte.

Diese Regeln gelten für geöffnete, wie geschlossene Flaschen.

Ist die Flasche geöffnet, gilt als Faustregel, dass man sie ohne weitere Maßnahmen ca. 6 Monate geöffnet haben kann. Das gilt eher für Whiskys in Trinkstärke. Fasstärke kann auch ein Jahr oder länger so gelagert werden.


Kann man die Aufbewahrungszeit verlängern?

Es gibt neben den oben genannten Grundregeln noch andere Möglichkeiten, Whisky länger vor Oxidation und Geschmacksveränderung zu bewahren.

Du kannst die Flasche mit Parafilm versiegeln. Das ist ein Film, der die Flasche luftdicht verschließt. Mit Parafilm kann geschlossener wie geöffneter Whisky vor Verdunstung geschützt werden. Der Füllstand bleibt also auch nach Jahren der Gleiche. Ich selbst verschließe jede Flasche, die ich kaufe und nicht sofort trinke erstmal mit Parafilm. Die Methode ist vor allem für geschlossene Flaschen zu empfehlen. Parafilm wird auch in der Chemischen Industrie verwendet, um Proben zu verschließen. Das Zeug hält also was es verspricht.

Mit Glasperlen kann die Aufbewahrungszeit auch verlängert werden. Diese werden in die geöffnete Flasche gegeben. So wird die Luft aus der Flasche gedrückt und die Oxidation setzt nicht so schnell ein. Alternativ kannst du auch evtl. vorhandene Murmeln verwenden. Glasperlen haben aber den Nachteil, dass sie relativ schwer sind und man sehr viele benötigt. Je leerer deine Whiskyflasche, desto mehr Perlen brauchst du um die Luft herauszudrücken. Auch musst du beim Einschenken aufpassen, dass dir nicht eine der Perlen mit ins Glas hüpft und dieses mit Pech zerstört. Früher habe ich auch Glasperlen verwendet, inzwischen aber nicht mehr.

Vinos sind eine andere Möglichkeit. Das sind speziell für Wein entworfene Aufsetzer und eine Pumpe. Du nimmst den Korken von der Flasche und ersetzt ihn durch einen Aufsatz der Vions. Dann setzt du die Pumpe auf den Aufsatz und entziehst der Flasche Luft. Es entsteht natürlich kein völliges Vakuum, aber ein Unterdruck. So hast du weniger Luft in der Flasche und der Oxidationsprozess geht deutlich langsamer vonstatten. Im Endeffekt ist es das Gleiche Prinzip wie bei den Glasperlen. Du verringerst die Luft in der Flasche. Vinos kosten zwar ein bisschen mehr, aber es lohnt sich meiner Meinung nach.

Du kannst angebrochene Flaschen auch in kleinere Flaschen umfüllen, um so die Oxidation zu verlangsamen.

Weniger Flaschen öffnen ist auch eine Option, die du in Betracht ziehen kannst. Ich habe mir inzwischen Folgendes vorgenommen. Nur noch eine neue Flasche öffnen, wenn eine alte leer ist. So habe ich momentan maximal 6 Flaschen geöffnet. Da verliere ich nicht den Überblick und die Whiskys stehen nicht so lange geöffnet da, wie noch vor ein paar Jahren.

Fazit

Ja ich habe gesagt das Fazit steht oben. Aber da nun doch schon einige Absätze zwischen dem Fazit zu Beginn und jetzt liegen, wiederholen wir doch nochmal.

Whisky kann nicht schlecht werden, allerdings kann er sowohl in der geschlossenen als auch in der geöffneten Flasche weiter reifen. Dies geschieht durch normale Umwelteinflüsse. Um die Umwelteinflüsse möglichst gering zu halten, musst du den Whisky optimal lagern. Kühl mit konstanten Temperaturen, dunkel, trocken und die Flasche aufrecht.

Wenn du eine Flasche geöffnet hast, gibt es verschiedene Möglichkeiten die Luft aus der Flasche herauszuhalten und Oxidation zu verhindern.

Beachtest du die Grundregeln, kannst du eine geschlossene Flasche sehr lange aufbewahren und eine geöffnete auch recht lange. Aber egal ob deine Flasche geöffnet oder geschlossen ist: Der Geschmack verändert sich mit der Zeit. Du kannst das nur herauszögern, nicht verhindern.  

Whisky entweicht aus geschlossener Flasche
Whisky entweicht aus geschlossener Flasche

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