H²ooooh!
Wasser ist die Voraussetzung für Leben, wie wir es kennen. Ohne Wasser wären wir alle nicht hier und es gäbe kein Leben in dieser Form auf der Erde. Und weil Wasser so wichtig ist, beschäftige ich mich heute mit dem Thema was das Wasser mit unserem Whisky zu tun hat.
Wie wir wissen, muss Whisky mindestens 40% Alkohol enthalten. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 60% andere Bestandteile enthalten sind. Ein Großteil davon ist Wasser. Alle Brennereien haben ihr Quellwasser, das sie zur Produktion und zum Verdünnen ihres Whiskys verwenden. Was, verdünnen? Ja tatsächlich kommt der Whisky selten mit 43 oder 46 % aus dem Fass, sondern er wird vor Abfüllen in die Flaschen schon von der Distillery selbst auf Trinkstärke verdünnt. Dann kann man bei Bedarf noch Eis ins Glas geben und dem Whisky noch mehr Wasser hinzufügen. Da schreien einige Blasphemie, andere lächeln und denken sich, ich mach es trotzdem. Aber was passiert mit dem Whisky, dem Wasser und dem Eis?
Eins vorab, da dies in diesem Artikel öfters passiert. Ja laut der neuen Rechtschreibreform ist es falsch, aber ich weigere mich drei Mal hintereinander den gleichen Buchstaben zu schreiben. Das tut mir in der Seele und den Augen weh! Und da ich nicht mehr in der Schule bin und benotet werde, bleibt das so!
Also nimm dir einen schönen Whisky zur Hand, lehne dich zurück und spiele vielleicht mit etwas Wasser in deinem Dram. Bemerkst du andere Geschmacksnoten, wenn du Wasser hinzufügst?
Fasstärke vs Trinkstärke
Whisky darf in Schottland mit maximal 94,8 % Alkoholgehalt gebrannt werden und muss mit mindestens 40 % in die Flasche abgefüllt werden. Das heißt der New Make, also der neue Whisky ohne Lagerung, wird mit einem Alkoholgehalt irgendwo dazwischen ins Fass und zum Lagern gegeben. Da wir ja durstige Engel haben, geht während der Reifezeit Alkohol verloren. Nun liegt es im Ermessen des Master Distillers, wie er den Whisky abfüllt. Er kann entscheiden, ob er den Whisky in originaler Fasstärke abfüllt, oder ob er ihn mit dem Quellwasser der Brennerei verdünnt.
Der Vorteil des Verdünnens ist zum Einen, dass aus einem Fass mehr Inhalt gewonnen werden kann. Man bekommt also mit relativ günstigen Mittlen mehr Flaschen ins Ladenregal und kann so mehr Umsatz erwirtschaften.
Zum Anderen sind die wenigsten Beginner und Gelegenheitsgenießer eine Alkoholstärke von deutlich mehr als 43 % gewohnt. Alles darüber brennt ganz schön den Hals runter. Das heißt sie schmecken eigentlich nichts von den im Whisky vorhandenen Aromen, sondern nur den Alkohol. Das macht zwar warm, aber warum dann viel Geld für einen Whisky ausgeben, wenn sich der gleiche Effekt auch mit dem günstigen Schnaps neben der Kasse im Supermarkt erzielen lässt? Auch das gilt es als Master Distiller zu beachten.
Es gibt also durchaus Gründe für Whiskys, die in der sogenannten Trinkstärke von 40 – 48 % angeboten werden.
Wer jedoch schon länger Whisky trinkt und sich an die Materie herangetastet hat, dem geht beim Begriff Fasstärke das Herz auf. Ein Whisky direkt so wie er aus dem Fass kam. Unangetastet von irgendwem, der reine Geschmack. Pur und ungezügelt, einfach himmlisch. Das geht bei einem Bourbon dann auch in Ausnahmefällen bis rauf bis über 80 % Alkoholgehalt.
Meistens liegen die Fasstärke-Whiskys zwischen 49 und 60% mit Ausreißern nach oben. Der stärkste Whisky, den ich bisher getrunken habe, hatte 67,7% und war ein Bourbon. Bei den Schotten war es ein Glenlivet mit 66,5%. Diese Kraft kann einem ganz schnell die Schuhe ausziehen. Deshalb empfiehlt es sich auch als Kenner, immer ein Glas Wasser mit einer Pipette zum Dosieren dabei zu haben und bei Bedarf etwas Wasser in den Whisky zu geben. Ob und wann das nötig ist, muss jeder für sich entscheiden. Da gibt es keine Regel. Ich kenne Whiskys mit 46 %, die richtig alkoholisch schmecken und Wasser benötigen und ich weiß, dass ich bei den oben genannten kein Wasser verwendet habe.
Verdünnen
Aber was passiert denn bei der Zugabe von Wasser in unseren Whisky? Alkohol in hoher Konzentration kann auf den Gaumen betäubend wirken. Unser Geschmackssinn wird also getrübt und wir nehmen die einzelnen Noten nicht mehr so wahr, wie sie vorhanden sind.
Zusätzlich geht die Wissenschaft davon aus, dass einer der Hauptbestandteile des Whiskygeschmacks, das sogenannte Guajacol, bei ca. 45% Alkohol am nächsten zur Grenzschicht zwischen Whisky und Luft ist. Es wird hier also vermehrt freigesetzt, der Whisky schmeckt und riecht theoretisch besser. Bei 59% sinkt das Guajacol eher ab und wir müssen unsere Nase an den Boden des Glases bringen, um etwas davon zu haben. Davon rate ich aber eher ab, zum einen sieht es komisch aus, zum anderen tut das bestimmt in der Nase weh, wenn wir unseren Whisky auf einmal durch die Nase ziehen. Und stellt euch mal die Blicke der Leute vor. Also lassen wir das lieber.
Wir spielen also beim Verdünnen von Fasstärkewhisky mit dem Aufenthaltsort des Guajacols und der betäubenden Wirkung des Alkohols. Das ist ein sehr schmaler Grat, den man lieber vorsichtig ausprobiert. Manche Whiskys benötigen beispielsweise überhaupt kein Wasser, obwohl sie hochprozentig sind. Hier ist das Verhältnis einfach schon perfekt. Andere Whiskys hingegen öffnen sich erst nach der Zugabe von ein paar Tropfen Wasser ins Glas. Sie öffnen sich auf einmal, weil die Aromastoffe eher an der Oberfläche des Whiskys konzentriert werden. Es gibt tatsächlich Whiskys, die schon gut schmecken, aber mit ein paar Tropfen Wasser erreichen sie die Perfektion. Da kommen Aromen ans Tageslicht, die vorher überhaupt nicht da waren. Ich habe selbst mal für mich einen rauchigen Whisky mit Met gefinished. Dieser war lecker und süß rauchig, aber mit ein paar Tropfen Wasser kam auf einmal ein richtiger Honiggeschmack durch, dazu salzige maritime Noten und ein schöner Lagerfeuerrauch. Er wurde sehr viel definierter und eleganter.
Dennoch solltest du mit dem Verdünnen vorsichtig sein und dich bei jedem Whisky neu herantasten. Nicht jeder Whisky verträgt Wasser gleich gut. Das kommt ganz auf die einzelne Abfüllung an. Auch wenn du zu viel Wasser auf einmal verwendest, ist das nicht gut. Dann hast du irgendwann einfach nur noch ein sehr dünn schmeckendes Getränk im Glas.
Eis
Ja auch das Thema will ich hier angehen. Warum ist Eis für unser Lieblingsgetränk eher weniger geeignet? Eis kühlt deinen Whisky ab, um jedoch die gesamte Aromenvielfalt und Komplexität deines Whiskys zu erreichen, sollte dieser bei Zimmertemperatur oder handwarm getrunken werden. Das bedeutet, mit Eis zerstörst du die Geschmacksnoten und bekommst nicht so viel aus dem Glas heraus, wie du könntest. Ich musste selbst einmal staunen, als ich vor einigen Jahren ein Interview mit John Campbell, dem ehemaligen Master Distiller von Laphroaig, gehört habe. Da hat er gesagt, dass er gerade am liebsten einen Laphroaig Quarter Cask mit Eis trinkt. Leider finde ich den Link nirgendwo mehr. Ich glaube es war im Rahmen eines Tastings in Australien, welches auf youtube übertragen wurde. Du siehst, es ist alles möglich. Auch ein Master Distiller, der seinem Whisky mit Eis die Aromenvielfalt nimmt. Ob das jetzt gute Werbung für Laphroaig an sich war, lassen wir dahingestellt. Aber wenn es dir schmeckt, mach es. Sei dir nur darüber im Klaren, dass du ohne Eis mehr schmecken könntest.
Fazit
Wissenschaftlich belegt ist, dass die Zugabe von Wasser unseren Whisky besser macht. Das liegt daran, dass sich die Geschmacksstoffe vom Alkohol lösen, das Guajacol höher steigt und so mehr Aromen freigibt. Dennoch ist das eine Frage des einzelnen Whiskys und deines persönlichen Geschmacks.
Wenn du ein Whiskywasser willst, darfst du auch ein paar Tropfen Whisky in dein Wasser geben. Das ist mal was Anderes, auch wenn es dir von Whisky Puristen komische Blicke einbringt. Es gibt nirgendwo Regeln, wie du deinen Whisky zu trinken hast. Genieße ihn, wie du willst und mache damit was du willst. Manches aber vielleicht lieber allein zuhause, als unter den Blicken anderer Leute. Lass dir auch von niemandem einreden wie etwas zu trinken ist. Wenn sogar Master Distiller ihren Whisky mit Eis trinken, ist alles möglich und nichts verboten. Finde deinen eigenen Weg und Geschmack und teste alles. Du wirst feststellen, dass jeder Whisky anders ist und ein anderes Vorgehen verlangt.
Ich persönlich trinke meinen Whisky gerne handwarm in Fasstärke und spiele ab und zu mit der Zugabe von ein paar Tropfen Wasser, um die Aromenvielfalt zu erhöhen.