Gläser und ihre Auswirkungen

Whisky, Fakten, Spaß

Gläser und ihre Auswirkungen

Gläser

Im Eintrag Whisky als Geschenk bin ich darauf eingegangen, dass Gläser auch eine Wissenschaft für sich sind. Dieser Wissenschaft nähern wir uns heute.

Was hast du als erstes Bild im Kopf, wenn du ans Whiskytrinken denkst? Ich kann mir vorstellen, dass du ein Kaminzimmer mit angenehm loderndem Feuer vor dir hast. Vielleicht noch eine Zigarre oder Pfeife neben einem stattlichen Tumbler gefüllt mit Whisky.

So verkaufen es viele Filme und natürlich wird dann auch gerne der Whisky auf ex gekippt wie jeder andere Schnaps auch.

Lasst euch gesagt sein. Wir kippen Whisky nur, wenn wir fürchten das ihn uns jemand wegtrinkt, sobald wir unser Glas aus der Hand geben. Das wird aber wohl nur in Ausnahmefällen so sein. Solltest du vor mir einen Black Bowmore trinken und ich keinen haben, könnte das tatsächlich passieren. Das ist aber auch der einzige Whisky, der mir gerade einfällt wo es so kritisch werden könnte. Ansonsten können wir den Whisky im Zweifel schön gemütlich trinken und müssen uns nicht vor durstigen Mittrinkern fürchten. Du gehst ja auch nicht in ein Luxusrestaurant und verschlingst das teure Essen in zwei Happen.

Das Nächste ist, dass ein Tumbler eigentlich nicht das geeignetste Gefäß zum Trinken ist. Warum das so ist, folgt jetzt.

Der Quaich

Die alten Schotten haben ihren Whisky aus dem sog. Quaich getrunken. Das ist ein traditionelles schottisches Trinkgefäß. Es sieht im Endeffekt aus wie eine flache Schale mit zwei Henkeln an gegenüberliegenden Seiten. So irgendwie klingt das für mich aus dem Gefäß Whisky trinken, wie Suppe schlürfen. Durchgesetzt hat sich diese ganz traditionelle Variante auch nicht. Es ist und bleibt eine Nische.

Der Tumbler

Kommen wir nun zu dem Glas was die meisten Leute mit Whisky verbinden. Der schwere und bauchige Tumbler. Wenn du den Whisky einfach trinken willst, ohne groß die Geschmacksnuancen zu analysieren, ist ein Tumbler auch in Ordnung.

Die weiteren Vorteile hier liegen eindeutig auf der Hand.  So ein Tumbler sieht echt gut aus das muss neidlos anerkannt werden. Der traditionelle Finger breit eingeschenkt ist auch deutlich mehr als in kleineren Gläsern. Auch ist es beim Genuss von etwas mehr Whisky kein Problem das Glas hinzustellen ohne es umzuwerfen. So wirkt man jederzeit souverän und nüchtern.

Es gibt aber auch Nachteile. Um Whisky wirklich durchdringen und voll genießen zu können, sollte er handwarm sein. Durch einen Tumbler ist es viel schwerer, den Whisky zu erwärmen, als durch dünnere Gläser.

Durch die große Öffnung und die gerade Wand steigt der Geruch nach oben und verpufft quasi. Du riechst viel weniger Aromen heraus, als möglich ist.

Das Glencairn Glas

Inzwischen ist das Glencairn Glas in der Whiskyszene sehr verbreitet und auch mein Go-To Glas. Du kannst daraus sehr angenehm trinken und deinen Whisky genießen. Es bietet den Vorteil, dass es eine Tulpenform hat. So steigen die Aromen des Whisky nach oben und werden verdichtet, bevor sie konzentriert nach außen gehen. Du kannst viel mehr herausriechen, als mit dem gleichen Whisky im Tumbler – oder ich schätze auch im Quaich. Dadurch kannst du dich intensiver mit dem Whisky auseinandersetzen.

Nachteil ist, dass deine Hand relativ nah an der Nase ist. So können Störgerüche von deiner Hand in die Whiskyaromen gelangen. Das kann Seifengeruch sein, Parfum oder wo auch immer du deine Finger zuletzt hattest. Daher schau einfach, dass deine Hände sauber sind und neutral riechen, bevor du ein Glencairn Glas verwendest.

Es gibt auch Gläser in ähnlicher Form mit Stiel. So ist deine Hand weiter weg von der Nase und evtl. Störgerüche fallen nicht auf. Nachteil ist aber hier, dass sie leicht umfallen. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Das alles läuft unter dem Begriff Nosing Glas. Aber das ist eben ein sehr weit gefasster Begriff unter den auch das nächste Glas fällt.

Das 1920’s Blenders Glas

Dieses Glas treibt die Tulpenform auf die Spitze. Ein sehr großer Bauch und eine ganz schmale Öffnung. Das ist ein Glencairn Glas auf Steroiden.

Es wurde in den 1920er Jahren von Blendern verwendet, um ihren Whisky perfekt aufeinander abzustimmen. Blender sind Leute, die verschiedene Whiskys zusammenmixen, um einen eigenen zu kreieren. Z. B. Johnnie Walker, aber dazu an anderer Stelle mehr.

Das Schwierige hierbei ist, dass ein Blender dafür sorgen muss, dass sein Erzeugnis immer gleich schmeckt. Es gibt aber immer wieder andere Fässer und Inhaltsstoffe. Der Geschmack von Whisky wird von der Qualität des Fasses, den meteorologischen Verhältnissen und vielen anderen Faktoren bestimmt. Nun kann es also sein, dass ein Blender aus den gleichen Distillerien Jahr für Jahr die gleichen Fässer kauft, diese aber immer wieder etwas anders schmecken.

Dennoch soll sein Blend immer gleich schmecken. Das heißt er muss an der Rezeptur arbeiten und die Inhaltsstoffe immer wieder neu aufeinander abstimmen.

Hierfür ist dieses Glas perfekt geeignet. Du erkennst jede noch so flüchtige Geschmacksnote, die sich im Glas befindet. Das 1920’s Blenders Glass ist also perfekt für eine ganz tief gehende Beschäftigung mit einem Whisky.

Aber pass auf, nicht jeder Whisky kann in das Glas. Hast du einen Whisky der schon sehr kräftig aus der Flasche riecht, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass dich der im 1920’s Glas aus den Socken haut. Einen 8-Jährigen Lagavulin oder einen Laphroaig würde ich wahrscheinlich nicht aus dem Glas trinken. Es wäre viel zu intensiv. Die Geschmäcker werden extrem gesteigert.

Der Nachteil ist, dass es nicht ganz so leicht zu reinigen ist wie die anderen Gläser und nicht jeder Whisky dafür geeignet ist.

Sonstige Gläser

Du willst Whisky trinken, hast aber gerade kein passendes Whiskyglas zuhause? Es gibt andere Möglichkeiten. Tatsächlich kannst du auch ein Rotweinglas verwenden. Die eignen sich auch für alte verschlossene Whiskys, die lange in der Flasche gelagert sind und wenig Alkoholvolumen haben. So kann der Whisky atmen und öffnet sich schneller.

Du kannst auch ein Grappaglas verwenden. Das ist immer die perfekte Alternative für ein Glencairn Glas.

Fazit

Wichtig an dem Thema ist, was du mit dem Whisky im Glas tun willst. Magst du ihn einfach nur trinken, dich nicht groß damit beschäftigen und bist mit dem Hauptgeschmack zufrieden? Dann kannst du den Whisky auch in einen Tumbler einschenken. Du kannst auch tolle Whisky Cocktails aus einem Tumbler trinken. Z. B. ein Horse Neck.

Willst du dich etwas mehr damit beschäftigen, verschiedene Geschmacksnuancen herausriechen und den Whisky etwas erwärmen, hier bietet sich das Glencairn Glas an. Es ist für mich das Glas welches ich zu 95 % verwende, wenn ich mir einen Whisky gönne.

Du willst dich richtig mit dem Whisky beschäftigen, jede noch so kleine Nuance herauskitzeln und evtl. gar selbst einen eigenen Whisky kreieren? Dann nimm das 1920’s Blenders Glass. Es eignet sich hervorragend für ausgiebige Beschäftigung mit dem Glasinhalt. Aber pass auf was du darin einschenkst.

Du hast kein Whiskyglas zuhause? Greife bitte nicht zur Flasche und trinke daraus. Such eine Schale, die du als Quaich Ersatz nehmen kannst. Oder nimm als Alternative ein Wein- oder Grappaglas.

Solltest du keines dieser Gläser daheim haben, hast du was vergessen. Dann geh zurück in den Laden, in dem du den Whisky gekauft hast und kaufe noch ein Glas. Dann musst du zwar den Weg doppelt machen aber es lohnt sich. Whisky im Whiskyglas ist so viel besser und kultivierter, als ihn direkt aus der Flasche oder dem Wasserglas zu trinken. 

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