Die Besitzer – Pernod Ricard

Whisky, Fakten, Spaß

Die Besitzer – Pernod Ricard

Glentauchers Pernod Ricard

In der Reihe „Die Besitzer“ schauen wir uns insgesamt vier der größten weltweit agierenden Konzerne an, die hinter bestimmten Whiskysorten stecken. Bisher haben wir uns mit Diageo und Beam Suntory beschäftigt. Diese hatten ihren Sitz in England und in den USA.

Heute bleiben wir in Europa und werden uns mit dem französischen Konzern Pernod Ricard beschäftigen. Also lehne dich zurück und wer weiß, vielleicht hältst du ja gerade zufällig einen Whisky, der zu Pernod Ricard gehört, in der Hand.

Glentauchers

Glentauchers ist für mich ein versteckter Champion. Ich hatte noch nie einen schlechten Glentauchers im Glas. Jedoch fliegt die Distillery irgendwie immer etwas unter meinem Radar, da es kaum eigene Abfüllungen gibt. Dafür legen sich die unabhängigen Abfüller stark ins Zeug und bringen recht viele verschiedene Flaschen auf den Markt. Mich hat allen voran ein 10-jähriger von The Whisky Cask begeistert. Im Beitragsbild ist das die Flasche ganz links. Gelagert in einem 1st Fill Oloroso Sherry Butt und abgefüllt mit 57,2 % war das eine Flasche, die ich an einem Abend hätte leer trinken können, so toll ist die. Rote Früchte, Sherry, Rosinen, ledrig und eine schöne Süße. Sehr lecker. Seit dieser Flasche halte ich immer wieder die Augen nach einem schönen Glentauchers auf.

Die Distillery wurde 1897 von James Buchanan und W. P. Lowrie gegründet. Sie liegt in der Speyside und gehört mit einem Produktionsvolumen zwischen 4.200.000 und 4.500.000 Litern Alkohol pro Jahr zu den mittelgroßen Brennereien. Die Angaben zur Produktion schwanken je nach Internetseite, die ich finde. Jedoch werden die Brände hauptsächlich für die Produktion von Blends, allen voran zu früheren Zeiten der Black & White, verwendet. Weitere Blends sind Ballantine’s, Teacher’s oder Highland Cream. Die erste Single Malt Abfüllung von Glentauchers gab es erst im Jahr 2000 mit 15-jähriger Reifung.

Die Inhaber von Glentauchers traten 1925 der Distillers Company Limited bei, von der wir schon beim Beitrag über Diageo gehört haben. Glentauchers selbst wurde auf die Scottisch Malt Distillers übertragen. Die Brennerei wurde 1985 zeitweise stillgelegt und an Allied Domecq verkauft. Den Namen kennen wir aus dem Beitrag zu Beam Suntory, Allied Domecq gehört auch Laphroaig, welche wurde jedoch aus dem Sortiment ausgegliedert.

Glentauchers blieb weiterhin bei Allied Domecq. Diese Firma wurde dann 2002 von Pernod Ricard aufgekauft und die Distillery gehört seither zum Whisky Zweig von Pernod, den Chivas Brothers.

Pernod Ricard

Der Konzern Pernod Ricard ist noch sehr jung, er entstand erst 1975 durch die Fusion von Pernod und Ricard.

Pernod geht zurück auf den Firmengründer Henri-Louis Pernod, der ein Absinth-Fan war. Er gründete 1797 eine Absinthdestillerie in der Schweiz.  Dann zog er weiter nach Frankreich und eröffnete auch dort im Jahr 1805 eine Absinth-Brennerei. Das Brennen von Absinth lief für ungefähr 120 Jahre recht gut, bis 1914 oder 1915 von der französischen Regierung der Konsum und die Produktion von Absinth verboten wurden. Aus diesem Grund änderte das Unternehmen die Rezeptur des Absinths so, dass kein Wermut mehr enthalten war. Im Jahr 1926 wurden dann beide von Henri-Louis Pernod gegründeten Brennereien mit der Distillerie Hémard zusammengeführt unter dem Namen Les Établissements Pernod.

Ricard ist ein Unternehmen und ein Produkt von Gründer Paul Louis Marius Ricard. Er experimentiere schon seit den 1920-ern an Pastis, einem Anis basierten Getränk und nach einigen Tests hatte er das für ihn erfolgversprechende Rezept herausgefunden. Er gründete 1932 das Unternehmen Ricard, welches den Pastis, ebenfalls Ricard genannt, produzierte und vertrieb.  Im Jahr 1940 jedoch verbot das damalige Vichy-Regime die Produktion von Pastis. Erst im Jahr 1944 wurde die Produktion wieder erlaubt. In den 50-er Jahren expandierte Ricard und wurde in ganz Frankreich bekannt. In den 60-ern eröffneten Ricard Brennereien in ganz Frankreich. Neben Pernod war Ricard nun der größte Aniseproduzent in Frankreich und im Jahr 1975 wurde beschlossen, die beiden Firmen zusammenzuführen und Pernod Ricard zu gründen.

Im Jahr 1988 dann wurden von Pernod Ricard die Irish Distillers gekauft, welche unter anderem die bekannte irische Whiskymarke Jameson besitzen. Das Portfolio wurde infolgedessen immer weiter diversifiziert und neben Havana Club und Allied Domecq gehört inzwischen auch Absolut Vodka zu den Marken von Pernod Ricard.

Die Whisky- und Ginproduktion von Pernod Ricard wird unter dem Namen Chivas Brothers Ltd. geführt.

Im Jahr 2018 hat das Unternehmen mit Sitz in Paris einen Umsatz von 8,987 Milliarden Euro generiert und beschäftigt ungefähr 19.000 Personen weltweit.

Sie sind weiterhin auf Expansionskurs. Gerade im Whiskygeschäft hat der Konzern im Jahr 2021 Schlagzeilen geschrieben, als er The Whisky Exchange gekauft hat.

The Whisky Exchange ist einer der größten und erfolgreichsten online Whisky Händler mit Sitz in England. Auch ich habe vor dem Brexit einige Flaschen dort eingekauft und die Auswahl ist gigantisch. Der Katalog des Unternehmens listet ungefähr 10.000 Produkte. Schon öfters wurde The Whisky Exchange von unterschiedlichen Firmen als Vertrieb für limitierte Abfüllungen verwendet. Ob das nach dem Kauf durch Pernod Ricard so weitergeht, wird die Zeit zeigen.

Einer der weltgrößten Spirituosenkonzerne hat also einen der weltgrößten Spirituosenhändler übernommen. So kann die Vermarktung weg von der Gastronomie, hin in den Handel fokussiert werden. Es wird interessant, ob auch andere Konzerne Händler übernehmen und auf den Zug aufspringen.

Pernod Ricard wurde von der Gründung im Jahr 1975 bis 2012 von Patrick Ricard geführt. Dieser verstarb plötzlich und nach einem Übergangsmanagement übernahm sein Neffe Alexandre Ricard den Posten als CEO im Jahr 2015.

Außer, dass der Konzern für eine Weile Sponsor von Stierkämpfen in Frankreich war, was aber inzwischen nicht mehr der Fall ist, konnte ich keine Skandale finden. Fast schon langweilig nach den Geschehnissen bei Diageo um die Guinness Four und die Bestechungsaffären von Beam Suntory. Vielleicht weißt du als Leser ja etwas, das ich nicht gefunden habe? Dann schreibe es mir auf markus@whisky-wissen.de

Marken

Neben Vodka, Rum, Absinth und Wein wird im Konzern auch Whisky produziert. Die bekanntesten Marken hier sind wohl die Blends Ballantines und Chivas Regal. Mit Jameson und Redbreast gehören auch irisches Whiskeys zum Sortiment. Unter den schottischen Marken sind neben dem zu Beginn schon erwähnten Glentauchers auch Longmorn, Glenlivet und Scapa Teil der Pernod Ricard Familie.

Es sind also schon ein paar Schwergewichte im Whisky Markt im Besitz des Konzerns.

Zwischenfazit

Über die Herstellung von anisbasierten Getränken kann man also auch zu einem der weltgrößten Konzerne aufsteigend. Das finde ich besonders spannend, da ich persönlich jegliches Aroma von Anis in einem Getränk überhaupt nicht mag. Das kann aber auch damit zusammenhängen, dass ich als Absinth wieder legalisiert wurde, etwas zu viel davon erwischt habe. Meine Ohren sind aber beide noch am Kopf, dem reduzierten Thujon sei Dank. Aber auch Ouzo ist für mich untrinkbar, allein beim Geruch von Anis schließt sich die Kehle automatisch. Zum Glück ist Pernod Ricard noch nicht auf den Gedanken gekommen und Whisky in einem Absinth oder Ouzo Fass zu finishen. Aber wer weiß, auf welche Ideen die kreativen Köpfe in den Marketingbüros noch kommen.

Faszinierend finde ich auch, dass ich tatsächlich keine großen Informationen zum Merger von Pernod und Ricard gefunden habe, der die Hintergründe weiter beleuchtet. Dass sich zwei florierende Konzerne und die größten Anisé-Produzenten Frankreichs zusammenschließen, muss ja einen Grund gehabt haben. Vielleicht weißt du hier mehr und kannst es mir mitteilen? Schreibe mir gerne auf markus@whisky-wissen.de

Der nächste Konzern, den wir uns etwas genauer anschauen werden, ist Brown Forman.

Wegen eines anderen Projekts, entstanden aus diesem Blog, werde ich den Zyklus der neuen Beiträge auf zwei Wochen auslegen. So fällt es mir leichter, am anderen Projekt zu arbeiten. Wenn alles gut geht, hört ihr nächstes Jahr davon.

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