Die Besitzer – Brown-Forman
In der Reihe „Die Besitzer“ schauen wir uns insgesamt vier der größten weltweit agierenden Konzerne an, die hinter bestimmten Whiskysorten stecken. Bisher haben wir uns mit Diageo, Beam Suntory und Pernod Richard beschäftigt. Diese hatten ihren Sitz in England, den USA und Europa.
Heute gehen wir wieder in die USA und beschäftigen uns mit dem Konzern Brown-Forman. Also lehne dich zurück und wer weiß, vielleicht hältst du ja gerade zufällig einen Whisky, der zu Brown-Forman gehört, in der Hand. Da gibt es einige tolle und bekannte Marken. Unter anderem BenRiach, eine Distillery, die mir den Weg zum nicht torfigen rauchigen Whisky geebnet hat.
BenRiach
Nur 7 Minuten im Auto vom Städtchen Elgin entfernt liegt die Brennerei BenRiach. Wir befinden uns in der Region Speyside. BenRiach wurde 1898 von John Duff gegründet und gehört mit 2.800.000 Litern Produktionsvolumen zum Mittelfeld, was das angeht.
Nach nur 2 Jahren wurde BenRiach im Jahr 1900 schon wieder geschlossen und verbrachte 65 Jahre im Dornröschenschlaf. Grund für die Schließung waren die Auswirkungen des Bankrotts von Pattison’s Whisky, einem der größten Einkäufer schottischen Whiskys. Was in der Brennerei jedoch weiterhin aktiv war, war die Mälzerei. Diese produzierte das Malz für Longmorn.
1965 entschied die Glenlivet Distillers Limited sich dafür, BenRiach wieder zu eröffnen. 1978 wurde die Distillery dann an Seagrams verkauft. Im Besitz von Seagrams wurde die Produktionskapazität ausgeweitet, die Anzahl an Brennblasen wurde von zwei auf vier verdoppelt. Zur damaligen Zeit wurde hauptsächlich torfiger Whisky hergestellt, um ihn in Blends zu verwenden. Seagrams wurde 2001 in den Pernod Ricard Konzern eingegliedert, was auch Auswirkungen auf BenRiach hatte. Die Produktion wurde gedrosselt und die Distillery nur noch an 3 Monaten im Jahr betrieben. Im Jahr 2004 kauften Billy Walker, Wayne Keiswetter und Geoff Bell die Brennerei und betrieben sie normal weiter, allerdings unter dem Firmennamen BenRiach Distillery Company Limited. Diese Firma wurde dann 2016 an Brown-Forman für 285 Millionen Pfund Sterling verkauft.
Der Betrag wurde aber nicht allein für BenRiach bezahlt, 2008 hat die BenRiach Distillery Company Limited die Brennerei Glendronach und 2013 Glenglassaugh übernommen. Es waren also etwas mehr als 90 Millionen Pfund Sterling pro Brennerei, wenn man den Schnitt ausrechnet.
Brown-Forman
Die Geschichte von Brown-Forman reicht zurück bis ins Jahr 1870. In diesem Jahr gründete der Arzneimittelverkäufer George Garvin Brown in Louisville Kentucky die Firma J.T.S. Brown & Brother. Die Firma war die erste, die Whiskey in versiegelten Glasflaschen verkaufte, so blieb die Qualität des Whiskeys über die Lagerdauer gleich.
1890 stieß dann George Forman dazu und der Name der Unternehmung wurde in Brown-Forman geändert.
1901 starb George Forman und Brown kaufte die Unternehmensanteile und gründete die Brown-Forman Distillery Company.
Während der Prohibitionszeit von 1920 – 1933 erhielt die Firma die Lizenz Whiskey für medizinische Zwecke abzufüllen. Somit entging Brown-Forman dem kompletten Verbot der Produktion, des Transports und des Verkaufs von Alkohol. Während der für die anderen Brennereien und Brauereien sehr dunklen Zeit war es Brown-Forman möglich, im Geschäft zu bleiben. Wie wichtig eine solche Lizenz ist, sieht man allein schon an der Zahl der ausgegebenen Lizenzen. Es waren landesweit sechs Stück.
Auf der unternehmenseigenen Homepage wird auch stolz darauf hingewiesen, dass Brown-Forman die einzige noch heute existierende, amerikanische alkoholproduzierende Unternehmung ist, welche Whiskey abgefüllt, gealtert und destilliert hat. Und das alles vor, während und nach der Prohibition. Das ist schon etwas, worauf man stolz sein kann.
Im Jahr 1941, kurz nach dem Angriff auf Pearl Harbor lieferte Brown-Forman den ersten Industriealkohol für Kriegszwecke und stellte dann für den Rest des 2. Weltkriegs alle Brennereien auf die Produktion von Industriealkohol um.
1956 war ein einschneidendes Jahr in der Firmengeschichte. Hier wurde die Jos. Garneau Co., Inc, ein New Yorker Importunternehmen, aufgekauft, was Brown-Forman ermöglichte Weine, Liköre und importierte Brände in die Unternehmung aufzunehmen.
Auch im Jahr 1956 wurde eine der bekanntesten Whiskey Marken der Welt gekauft. Jack Daniel’s. Man kann davon halten, was man will, der Whiskey ist eine der wichtigsten Stützen des Konzerns.
1983 diversifizierte Brown-Forman das Produktportfolio weiter und kaufte einen Porzellanproduzenten und einen Gepäckwarenhersteller. Diese wurden in den Jahren 2005 und 2007 wieder abgestoßen.
Im Jahr 2004 wurde der Finlandia Vodka in das Unternehmensportfolio aufgenommen. 2007 folgte eine der ältesten und größten Tequilaproduktionen der Welt, Casa Herradura.
Das Produktportfolio ist also wie auch schon bei den anderen großen Konzernen recht breit gefächert und wird stetig weiter diversifiziert und angepasst.
Neben den schon genannten Brennereien BenRiach, Glendronach, Glenglassaugh und Jack Daniel’s gehört zu Brown-Forman auch die Old Forester Distillery und Woodford Reserve.
Fazit
Es gibt stand Heute auf der englischen Wikipedia noch einen Eintrag zu Anschuldigungen wegen Bestechung in China. Zu diesem kann ich aber nur einen Eintrag in einem Web-Archiv finden, die Originalseite existiert nicht mehr. Aus diesem Grund belasse ich es bei dem Hinweis darauf und gehe nicht weiter darauf ein.
Die Geschichte von Brown-Forman ist nicht ganz so alt, wie die von Beam Suntory oder Pernod Ricard, dennoch konnte das Unternehmen im Jahr 2020 sein 150-jähriges Jubiläum feiern. Der Großteil des Konzerns liegt auch bis heute noch in der Hand der Gründungsfamilie.
Einer der größten Vorteile, die Brown-Forman hatte und der sich rückblickend als echter Glücksfall erwies, war mit Sicherheit der Erwerb einer der wenigen landesweiten Lizenzen, während der Prohibitionszeit weiterhin medizinischen Alkohol produzieren zu dürfen. Da sage ich Chapeau!
Ich fand es interessant ein bisschen in die Geschichte der vier größten weltweit produzierenden Konzerne einzutauchen. Die meisten Informationen fand ich zu Diageo und Beam-Suntory. Zu Pernod Ricard und Brown-Forman gab es nicht ganz so viele Informationen.
Welche Whisk(e)ys der Konzerne magst du am liebsten? Oder hast du auch andere Getränke der Konzerne auf dem Schirm? Du kannst es mir gerne auf markus@whisky-wissen.de schreiben.
Ich habe tatsächlich noch Finlandia Vodka zuhause stehen, ansonsten bin ich aber mit Laphroaig, Lagavulin, Glentauchers und BenRiach gut mit Whisky der Brennereien ausgestattet. Nur ein Jack Daniel’s kommt mir nicht ins Haus, zumindest nicht in der Standardversion.