Die Besitzer – Beam Suntory
Letzte Woche haben wir uns mit Diageo beschäftigt, die ihren Sitz in England haben. Heute werden wir uns ans andere Ende der Welt begeben und etwas über Beam Suntory herausfinden.
Laphroaig gehört zu den Brennereien, die ich einfach gut finde. Sie wurde 1815 auf Islay gegründet und liegt laut google maps nur 3 Minuten Autofahrt von Lagavulin entfernt. Der Whisky ist speziell und entweder liebt man ihn, oder man kann ihn nicht trinken. Wie nun auch Lagavulin gehört Laphroaig einem Konzern an. Der Sitz des Konzerns, Beam Suntory liegt allerdings ziemlich weit von Schottland entfernt auf dem nordamerikanischen Kontinent, in Chicago Illinois. Die Holding, der wiederum Beam Suntory gehört, hat ihren Sitz in Osaka, Japan. Wie kommt nun eine Distillery aus Islay zu einem Konzern, der in Chicago beheimatet ist und einer japanischen Holding gehört?
Dem gehen wir jetzt auf den Grund. Also gönn dir einen Dram und erkunde mit mir die bewegte Geschichte von Käufen und Verkäufen, bis einer der größten Spirituosenkonzerne der Welt entstand.
Laphroaig
Die Laphroaig Distillery hat eine bewegte Geschichte hinter sich, was Käufe und Verkäufe angeht. Nach ihrer Gründung im Jahr 1815 blieb sie bis ins Jahr 1954 im Familienbesitz. Nachdem der letzte Familieninhaber ohne Kinder gestorben war, vermachte er die Brennerei einer inzwischen legendären Frau: Bessie Williamson. 1967 verkaufte Bessie weiter an Long John International, was 1973 oder 1975 in Whitebread aufging. 1989 dann kaufte Allied Domecq die Distillery. Dann herrschte bis ins neue Jahrtausend etwas Ruhe, bis 2005 Pernod Ricard Allied Domecq aufkaufte. Um Auflagen des Kartellamtes zu befolgen, musste Pernod Richard Laphroaig aus dem Sortiment von Allied Domecq herauslösen und weiterverkaufen. Hier schlug Fortune Brands zu, was sich 2011 aufteilte und die Alkoholbranche in Beam Inc. ausgliederte. Diese wiederum wurde 2014 von Suntory gekauft und der Konzern Beam Suntory genannt.
Nachdem die ersten 139 Jahre die Besitzverhältnisse relativ ruhig waren, ging es die nächsten 70 Jahre also Schlag auf Schlag und die Inhaber wechselten schnell. Das hat allerdings der Qualität von Laphroaig nicht geschadet.
Beam Inc.
1795 begann der deutsche Auswanderer Johannes Böhm, der seinen Namen amerikanisierte und in Beam änderte, Bourbon Whiskey herzustellen. Ja es läuft auf den allseits bekannten Jim Beam Whiskey hinaus. Dieser wurde aber erst 1943 in die Produktpalette aufgenommen. Zu diesem Zeitpunkt war die James B. Beam Distilling Company in Amerika etabliert und 1945 von Harry Blum gekauft. Dieser verkaufte das Unternehmen 1968 an American Brands Inc. 1987 wurde das Unternehmen nach einem weiteren Aufkauf in Jim Beam Brands Company umbenannt und 2005 von Fortune Brands gekauft. 2011 wurde die Jim Beam Brands Company von Fortune Brands getrennt und 2011 in Beam Inc. umbenannt. 2014 kam dann der Aufkauf durch Suntory. Spannend finde ich, dass der Familienname Beam über die mehr als 200-jährige Geschichte nicht verschwunden ist, sondern immer beibehalten wurde.
Suntory
Shinjiro Torii gründete 1899 die Firma Suntory. Zu Beginn importierte er Weine und begann 1907 selbst Wein herzustellen. Ins Whiskygeschäft stieg Torii dann 1923 mit der Yamazaki Distillery ein und verkaufte ab 1924 den ersten japanischen Single Malt, den Suntory Whisky Shirofuda. Die Geschichte von Suntory verläuft im Vergleich zu Laphroaig und Beam sehr ruhig. Es wurden vereinzelte Firmen aufgekauft, z. B. 1994 die Brennerei Bowmore.
Suntory war eine der ersten asiatischen Firmen, die mit Hilfe von Stars weltweit geworben hat. So hat in den 1970ern Sammy Davis, Jr oder Francis Ford Coppola für den Konzern geworben.
Das nächste erwähnenswerte Ereignis ist, dass Suntory am 01.04.2009 auf ein Holdingsystem umgestellt wurde. Das heißt Suntory hat nun als ausschließlichen Betriebszweck, Kapitalbeteiligungen an anderen Unternehmen zu halten.
2014 dann übernahm Suntory die Firma Beam und gründete das amerikanische Tochterunternehmen Beam Suntory. Suntory hat schon vor dem Zusammenschluss Produkte von Beam Inc. in Japan vertrieben, während Beam verschiedene Marken von Suntory in Singapur und anderen asiatischen Ländern vertrieben hat.
Über diese Wege kam also Laphroaig zu der jetzigen Inhabergesellschaft.
Der Zusammenschluss von Beam und Suntory ging aber nicht ganz ohne Reibungsverluste über die Bühne.
Ende 2014 wollte das Management von Suntory bei Jim Beam das Kaizen-System einführen. Das ist ein japanisches Innovationsmanagement. Im Endeffekt kann es übersetzt werden mit Verbesserungen von jedem, immer und überall. Die Arbeiter bei Jim Beam sahen das aber als Kritik an ihren über einen langen Zeitraum etablierten Verfahrensweisen. Schließlich gibt es Beam schon über 200 Jahre und jede Anpassung wurde als Beleidigung aufgefasst. Es mussten einige Flüge zwischen Japan und den USA absolviert werden, um die Wogen zu glätten.
In Japan wiederum wurde es als Demütigung aufgefasst, dass das japanische Whiskygeschäft unter das Management von Beam gelangen sollte. Auch hier war einiges an Arbeit nötig, um die Belegschaft vom Gegenteil zu überzeugen. So konnte nämlich das Netzwerk von Beam besser genutzt werden. Über die Jahre konnten diese Meinungsverschiedenheiten allerdings beigelegt werden und Beam Suntory wuchs zusammen.
Bestechungsaffäre
Ganz legal und offen läuft in der Welt der Großkonzerne wohl auch nicht alles. Ende 2020 wurde bekannt, dass Beam Suntory im Jahr 2017 eine Strafe von 19,6 Millionen Dollar bezahlen musste, da sie in Indien in eine Bestechungsaffäre verwickelt waren. Einem indischen Regierungsbeamten wurden ungefähr 18.000 US Dollar bezahlt, um die Lizenz für sogenannte Ready-to-Drink Produkte in Indien zu erhalten. Um den Vorgang zu verschleiern, wurden die Bücher und ihre Historie angepasst. Im Rahmen dieser Affäre gab Beam zu, dass seit Kauf des Geschäfts in Indien bis ins Jahr 2012 Bestechungsgelder und andere ungesetzliche Zahlungen an mehrere indische Regierungsbeamte bezahlt wurden, um das Geschäft in Indien zu halten.
Im Jahr 2018 einigte sich Beam mit der US Securities and Exchange Commission (SEC), weitere 2 Millionen Dollar Strafe und 6 Millionen Dollar Zinsen zu bezahlen. Die Einigung war ein Deal, der die Selbstauskunft, Kooperation und Anstrengungen zur Beseitigung der Vorkommnisse Seitens Beams würdigte.
Beam entließ die Angestellten, die in die Bestechungs- und Verschleierungsvorfälle verwickelt waren und hat sich ebenfalls bereit erklärt, zukünftig mit dem Department of Justice zusammenzuarbeiten und dem Department über die Entwicklung des einzuführenden Compliance Programms zu berichten.
Zugehörigkeiten
Zu Beam Suntory gehört nicht nur Laphroaig und Bowmore, sondern unter anderem auch Glentrothes, Auchentoshan und Ardmore. Japanische Whiskys wie der Yamazaki, Hakushu, Hibiki und Toki, oder amerikanische Whiskeys wie Jim Beam, Booker’s, Maker’s Mark und Knob Creek.
Ebenso wie bei Diageo wird nicht nur Whisky produziert, sondern eine Reihe weiterer alkoholischer Getränke. Sei es Tequila, Gin, Rum oder Liköre. Auch ein von der Band Seeed auf dem letzten Album oft besungener Cognac, der Courvoisier gehört zu dem Konzern. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hast du auch schon etwas von Beam Suntory im Glas gehabt, ohne es zu wissen.
Ich finde es spannend, dass mit Suntory ein japanischer Whiskyhersteller entschieden hat, aus dem Konzern eine Holding zu formen und über diese ein sehr tradiertes amerikanisches Unternehmen zu erwerben, welches selbst sehr groß ist. Zu Suntory selbst gehören noch diverse Soft-Drink Hersteller und sogar ein Kaffeeröster in Australien.
Solltest du demnächst einen der oben genannten Whiskys im Glas haben, kannst du spaßeshalber daran denken, dass die Entfernung von der Laphroaig Distillery nach Chicago bei ungefähr 5.800 Kilometern liegt. Von Laphroaig nach Osaka sind es wiederum ungefähr 9.300 Kilometer. Das sind doch ganz schöne Entfernungen, vor allem für die kleine Insel Islay.