Bourbon Whiskey
Nach einer Woche Pause für die absolut hervorragende Messe in Nürnberg, von der ich dann später berichten werde, will ich heute eine Lanze für eine Nische brechen, die von vielen Whiskytrinkern eher vernachlässigt wird. Es geht um Bourbon Whiskey. Von vielen Leuten höre ich, dass sie Bourbon nicht mögen, da er einfach schlecht schmeckt.
Da frage ich mich dann oft, ob sie schon etwas anderes getrunken haben als den wirklich nicht zu ertragenden Jack Daniel‘s oder den Jim Beam. Eigentlich ist es mit Bourbon so, wie mit schottischem Whisky. Wenn man mal vom Standard, den es überall zu kaufen gibt, weggeht, kann man einige Perlen entdecken, die einem eine völlig neue Geschmackswelt präsentieren.
Was genau ist denn jetzt Bourbon? Wie entstand Bourbon? Wo liegen die Unterschiede zum schottischen Whisky und was ist guter Bourbon? Darauf gehen wir in diesem Eintrag ein. Lehne dich zurück, gönn dir ein Glas Whisk(e)y und tauche mit mir ein in die Welt des Bourbon. Ich hoffe ich schreibe Whisky und Whiskey überall richtig.
Gesetzliche Regelungen
Für Bourbon muss als Hauptgrundlage der Maische mindestens 51 % Mais verwendet werden. Um die 100% voll zu machen, kommen dann meist Gerste, Roggen oder Weizen dazu, es kann aber auch anderes Getreide oder gar Reis sein. Gebrannt wird mit einem Alkoholgehalt von max. 80 % und ins Fass kommt das Destillat mit max. 62,5 %. Um als Straight Bourbon bezeichnet zu werden, muss der Bourbon mindestens zwei Jahre im Fass lagern, wobei keine Mindestlagerzeit vorgeschrieben ist. Die verwendeten Fässer müssen neue ausgebrannte Eichenfässer sein, es dürfen also keine gebrauchten Fässer verwendet werden. Das ist das Gerüst, an das sich die Bourbon Hersteller halten müssen. Im Beitrag Single Malts und Blends, Scotch and Bourbon sind noch andere Kriterien aufgeführt, die sich auf die Saaten Bezeichnungen beziehen.
Eine kurze Geschichte des Bourbon
Als Nordamerika besiedelt wurde, waren Gin und Rum die bevorzugten Getränke der Siedler. Diese wurden an der Ostküste gebrannt. Da aber die Wege von den Brennern zu den Trinkern immer länger wurden und die Bestandteile von Rum und Gin teuer importiert werden mussten, wichen die Siedler auf die vor Ort wachsenden Rohstoffe aus.
Da unter den Siedlern auch viele Schotten und Iren waren, wurde schnell klar, dass sie ihren Whisky von zuhause auch in Amerika haben wollten. Allerdings hatten sie das Problem, dass die europäischen Getreidesorten in den USA nicht so gut wuchsen. Aus dem Grund sind sie auf Mais als Rohstoff umgestiegen. Da der Handel mit Mais aufgrund der Haltbarkeit auch schwierig war, war es einfacher, ihn zu Whiskey zu verarbeiten. So war die Haltbarkeit quasi unendlich lange und der Transport einfacher. Die erste Whiskeyherstellung beläuft sich auf die 1770er Jahre. Zu dieser Zeit galten aber noch keine festen Regeln, der Bourbon Whiskey konnte mit allem was man gerade zur Verfügung hatte, gebrannt werden. Er wurde außer für den Transport kaum gelagert. Daher hat er mit dem Whiskey von heute relativ wenig zu tun.
Da während der Prohibition und der Abstinenzbewegung in Amerika viele Dokumente zur Alkoholherstellung vernichtet wurden, ist es schwer die genauen Ursprünge des Bourbon zu rekonstruieren.
Mit der Zeit wurden die Herstellungsverfahren immer besser und die Fasslagerung wurde eingeführt. Da Handelsstreitigkeiten und damit verbundene Embargos den Handel mit dem Grundstoff für Rum – Melasse – erschwerten und dadurch den Rum verteuerten, wurde Whiskey immer populärer.
1816 entstand in Louisville Kentucky die erste industrielle Destillerie, die Hope Destilling. Sie hielt sich allerdings nicht lange. Nach dem Amerikanischen Bürgerkrieg verbreitete sich der Bourbon Whiskey immer weiter und 1897 entstanden die ersten gesetzlichen Standards für die Whiskey Produktion. Vor der Zeit der Prohibition war Bourbon dann die meistverkaufte Spirituose in den Vereinigten Staaten. Während der Prohibition von 1920 bis 1933 mussten viele Brennereien ihr Geschäft aufgeben und die Bedeutung des Bourbon sank. Bis die Produktion und das Fachwissen nach der Prohibition wieder aufgebaut waren, verging einige Zeit. Außerdem wurden die Brennereien während des zweiten Weltkriegs verpflichtet Industriealkohol für die Nutzung durch das Militär herzustellen und konnten nicht ihre gewohnten Destillate produzieren.
Nach dem zweiten Weltkrieg stieg die Bedeutung wieder und Bourbon wurde im kalten Krieg zum patriotischen Getränk. Bis Ende der 60er Jahre boomte der Whiskey. Wie das jedoch so ist, wollen Kinder die langsam erwachsen werden, nichts mit dem zu tun haben was ihre Eltern mögen. Deshalb brach der Markt Ende der 60er Jahre ein und erholte sich erst in den 90ern wieder langsam. Anfang der 2000er wurde wieder so viel Bourbon verkauft, wie vor der Prohibition. Heute gibt es eine große Brennerei- und Markenvielfalt.
Der Name Bourbon kommt übrigens aus dem Französischen. Nach dem die Franzosen den USA beim Sieg über England geholfen hatten, bedankten sich die USA damit, ein Gebiet zwischen dem heutigen Indiana und Kentucky nach dem französischen Königshaus der Bourbonen zu benennen. Nur eben amerikanisiert, Bourbon.
Geschmacksprofil
Dadurch, dass für Bourbon hauptsächlich Mais und für schottischen Whisky gemälzte Gerste verwendet wird, erhält man gänzlich unterschiedliche Geschmacksnoten. Auch, dass für Bourbon komplett neue Fässer verwendet werden müssen, wirkt sich auf den Geschmack aus. Das unterschiedliche Klima in den USA und Schottland spielen eine weitere Rolle. Das bedeutet, dass man Bourbon eigentlich nicht 1 zu 1 mit Scotch vergleichen kann. Zu groß sind die Unterschiede in den Rohstoffen und der Produktion. Daher solltest du dich beim Trinken von Bourbon von den schottischen Whiskys trennen. Du trinkst etwas anderes und das Getränk wird dir andere Noten präsentieren, als du sie vielleicht vom schottischen Whisky gewohnt bist. Ich denke viele Leute die sagen, dass sie Bourbon nicht mögen, schaffen es nicht die Getränke in ihrem Kopf zu trennen.
Bourbon hat tendenziell durch die frischen Eichenfässer eher Vanille- und Karamellnoten, durch die neuen Fässer auch starke Eichenholznoten. Der Mais macht das Getränk süßlicher als Scotch. Allerdings hat Bourbon tatsächlich oft eine gewisse Klebstoffnote, die viele Leute nicht mögen. Die kommt wahrscheinlich aus der Kombination der Brenn-Methode und den verwendeten Getreidesorten und ist mal stärker und mal schwächer ausgeprägt. Es kommt auch hier ganz auf die Sorte Bourbon an.
Die Palette an Bourbon jedoch so groß, dass sich die Geschmäcker nicht pauschalisieren lassen. Ich bin wie beim Scotch der Meinung dass, wenn du sagst du magst das Getränk nicht, einfach noch nicht das Richtige getrunken hast.
Brennereien
Es gibt im Internet ein tolles Bild von einem Bourbon Tree. Auf dem sind alle großen Brennereien in den USA vertreten, mit Inhaber und welche Sorten sie herstellen. Da das Bild nicht gemeinfrei ist, will ich es hier aber nicht hochladen. Suche einfach Bourbon Tree.
Die Inhaberfirmen sind oft weltbekannte Firmen wie Sazerac, Beam, Inc. Brown-Forman, Diageo, Campari. Diese teilen sich dann die großen Markennamen auf. Jack Daniel’s gehört z. B. zu Brown-Forman, ebenso wie Woodford Reserve. Sazerac hat Buffalo Trace und stellt den teuersten Bourbon, Pappy van Winkle her. Auch Blanton’s gehört zu Buffalo Trace bzw. Sazerac. Jim Beam gehört Beam Inc, ebenso wie Maker’s Mark. Um die bekanntesten Marken zu nennen
Daneben gibt es um die 600 Mikro Brennereien. Diese haben aber stand 2014 nur einen Marktanteil von ungefähr 1 %
Meine persönlichen Bourbon Favoriten
Da ich zu Beginn gesagt habe, dass ich eine Lanze brechen will, kommen hier ein paar Empfehlungen von mir. Teilweise sind die Flaschen schon vergriffen.
Was man auch heute noch zu relativ günstigen Preisen erhält, ist der Four Roses Single Barrel. Er ist unkompliziert und gut trinkbar, aber schmeckt auch jedes Mal anders, da es eine Single Cask Abfüllung ist.
Immer wieder gut ist der Elijah Craig Barrel Proof. Hier wurden die Preise in den letzten Jahren immer teurer. Jede Charge des Barrel Proof ist auch eine Small Batch Abfüllung. Der Alkoholgehalt und Geschmack sind also von Abfüllung zu Abfüllung unterschiedlich.
Leider wurde auch der Blanton’s Gold die letzten zwei Jahre immer teurer. Gab es den vor zwei oder drei Jahren noch für einen Preis von um die 50 €, zahlt man zu Beginn 2022 im Internet schon um die 130 €. Falls ihr ihn noch zu einem günstigeren Preis findet, kauft und probiert ihn. Der ist sehr lecker.
Der beste Bourbon, den ich je probiert habe, ist eindeutig der William Larue Weller 2003 Barrel Proof. Er war ein Teil der Antique Collection der Buffalo Trace Distillery von 2016.
Diese Abfüllungen sind extrem selten und sehr begehrt, entsprechend schnell ausverkauft und wer das Glück hat eine zu besitzen, ist in der Zwickmühle. Trinken oder wieder verkaufen? Denn die Preise steigen hier extrem stark. Wenn die gesamte Antique Collection das Niveau des William Larue Weller 2016 hält, sind die geschmacklich bärenstark.
Dieser Bourbon hat in der Whiskybase bei 67 Stimmen eine Bewertung von 90,68 Punkten von 100. Das ist gerade für einen Bourbon sehr hoch. Und ich träume noch heute von diesem himmlischen Geschmack. Der muss sich vor keinem Schotten verstecken, kein Hauch von Klebstoff. Sehr schön nussig, ölig und wahnsinnig lecker. Die 67,7 % Alkohol merkt man kaum. Also wenn ihr die Möglichkeit habt den oder einen anderen Bourbon aus der Antique Collection zu probieren oder gar zum Ausgabepreis zu kaufen, schlagt zu!
Pappy van Winkle Whiskeys sollen auch sehr lecker schmecken, den will ich mir allerdings nicht leisten und ich konnte ihn auch noch nicht probieren.
Im Beitrag Holzchips und Fassreifung habe ich die American Underground Bourbon erwähnt, die ich auch lecker finde. Allerdings haben die wenig mit traditionellem Whiskey zu tun.
Fazit
Die Geschichte des Bourbon ist nicht ganz so alt, wie die des schottischen Whisky, aber dennoch reicht sie bis ins Jahr 1770 zurück. Durch die Prohibition und dann die 60er Jahre, hat die Bourbon Industrie einen gewaltigen Schlag erhalten, von dem sie sich erst ab dem Jahr 2000 erholt hat.
Ein richtiger Bourbon ist so wenig Jack Daniels oder Jim Beam, wie ein richtiger Schottischer Whisky Ballantines oder Dimple ist. Ja es trägt die Bezeichnung, aber Leute das ist nicht das Wahre!
Wenn du abseits vom Massenmarkt schaust, findest du viele leckere Sachen, die sich lohnen zu erkunden. Allerdings solltest du den Bourbon aufgrund der unterschiedlichen Bedingungen nicht mit einem schottischen Whisky vergleichen. Mach dich im Kopf frei von deinen Vorstellungen und probiere den Bourbon ganz unvoreingenommen. So kannst du Geschmäcker erkunden, die du so wahrscheinlich noch nie oder erst selten im Glas hattest. Der Vorteil von Bourbon ist auch, dass er meist noch günstiger ist, als schottischer Whisky. Das dreht sich aber seit zwei Jahren. Leider wird Bourbon auch immer teurer. Gerade die sehr leckeren Sachen wurden in der Preisspirale nach oben gezogen.
Und der Einzige der Jack Daniel’s wohl wirklich mochte, war Lemmy Kilmister. Gott hab ihn selig.